"Alles im Eimer"

Mülleimer und Müllkunst von Alexandra Martini (Fotografie) und Edith Wittich (Objekte)

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Rund 250 Kilogramm Müll erzeugt der Deutsche durchschnittlich pro Jahr. Als Abfälle definiert das Gesetz „... bewegliche Sachen, (...) deren sich der Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss. Abfälle zur Verwertung sind Abfälle, die verwertet werden; Abfälle, die nicht verwertet werden, sind Abfälle zur Beseitigung“ und meint damit u.a. Bauabfälle, Gewerbeabfälle, Bioabfälle, Sekundärabfälle, Marktabfälle, Hausmüll, Sperrmüll, Straßenkehricht oder auch Altreifen, Fahrzeugwracks, Farb- und Lackreste, Batterien, Öle, Fette und Abfälle aus Kraftwerken. Wie aber wird diese enorme – und mit wachsendem Wohlstand weltweit steigende – Menge Müll gesammelt, entsorgt oder wiederverwertet?

In Deutschland hat ein verändertes Umweltbewusstsein dazu geführt, dass die Abfallberge schrumpfen, weniger Müll auf Deponien gelagert wird und durch Trennung und Sortierung recyclebare Materialien wie Glas, Papier und Pappe bis zu 99 % wieder verwertet werden können. Wie verhält es sich mit dem Umgang, dem Sammeln oder Vermeiden von Müll in anderen Ländern?

Durch die Globalisierung kann der mobile Mensch heute in alle noch so entlegenen Orte dieser Welt gelangen. Er zieht dabei eine unübersehbare Müll-Lawine hinter sich her, mit der viele Länder völlig überfordert sind. Hinzu kommt eine neue Form der Müll-Entsorgung. Wer es sich leisten kann, schickt den eigenen Abfall auf Reisen – der „Mülltourismus“ ist für manche ein durchaus lukrativer Wirtschaftszweig geworden.

Der Mülleimer als Symbol des Müllproblems ist seit Jahren das Fotomotiv von Alexandra Martini. Zuerst fasziniert von der Formenvielfalt dieses notwendigen Behältnisses, hat sie in ihren Reisebildern weit mehr als den Gegenstand dokumentiert. Der von ihr fotografierte Mülleimer verweist immer auch auf den Ort, das Land und seine Kulturgeschichte. So stehen überfüllte Müllkörbe in Thailand und umfunktionierte Ölfässer in Brasilien im harten Kontrast zu perfekt designten Mülltrennungsbehältern auf deutschen Flughäfen oder ausführlich beschrifteten Müllcontainern in der Schweiz. Miniaturausgaben von Mülleimern sind ebenso zu sehen wie vom Wind gebeutelte Mülltüten in Israel oder exotische, an Bodenvasen erinnernde Mülltonnen in Thailand. Nüchterne Zweckmäßigkeit oder Gestaltungsvielfalt, Kurioses und Irritierendes liegen in diesen Fotografien immer dicht beieinander.

In ungewöhnlicher Weise widmet sich Edith Wittich der Wiederverwertung von Müll.

Als nach der Wende die lang entbehrte und heiß ersehnte Warenwelt den Osten über-schwemmte, hob sie auf, was die farbige Müllflut hinterließ. Aus dieser Sammlung von vermeintlich Unbrauchbarem und Überflüssigem entstehen seitdem faszinierende Kunstobjekte, die erst auf den zweiten Blick den ursprünglichen Gebrauchswert der verwendeten Einzelteile offenbaren.

Bevorzugte Materialien von Edith Wittich sind neben Verschlüssen von Milchtüten, gewendeten und neu gefalteten Tetrapacks blaue Plastikabfälle, denn Blau ist für die Künstlerin die Farbe der Erde, des Himmels, des Meeres und des Weltalls – es ist die „alles verbindende Farbe“.

Die Ausstellung will den Blick schärfen und das Bewusstsein stärken für unsere Welt, in der wir leben.


Martina Schellhorn
Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung

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