Pressestimmen

Feudale Sozialarbeiter
Nach 1989 kamen viele Adelsfamilien zurück nach Brandenburg. Ist dies eine Chance für den Aufbau Ost?

In der DDR war der Adel Feindbild Nummer eins«, sagt Martina Weyrauch, Leiterin der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, »und für viele blieb er das auch nach 1989.« Zu groß war offenbar die Befürchtung, die neuen alten Grundbesitzer könnten wieder zu einer Feudalklasse werden, wie man sie aus schaurigen Kapiteln in den DDR-Geschichtsbüchern kannte."
Susanne Kailitz in DIE ZEIT, vom 14.02.13


Der Adel ist zurück
Die Ausstellung „Heimat verpflichtet. Märkische Adlige – eine Bilanz nach 20 Jahren“ erzählt von 12 Heimkehrerfamilien

„Achjottachjott – der junge Herr“, soll die Gastwirtstochter Trudchen Wilke ausgerufen haben, als Friedrich-Carl von Ribbeck zu DDR-Zeiten sein Heimatdorf wieder besuchen durfte, dabei Herrenhaus und Birnbaum ausgiebig betrachtete. Erinnerungen wurden auch bei Trudchen Wilke wach, an die Zeit, als der Nazigegner Hans von Ribbeck von den Braunen verhaftet und schließlich ermordet wurde, als Anfang der 40er Jahre das Schloss durch eine Dienststelle der IG Farben sowie einer Luftwaffeneinheit der Wehrmacht besetzt und das Schloss zu DDR-Zeiten in ein Pflegeheim umgewandelt wurde. [...]

Es ist nicht zu übersehen, dass die Mischung aus Literatur und Birnensaft, aus Theodor Fontane, Günter de Bruyn und Fahrradausflug die Mark längst wieder anziehend gemacht hat. Dazu gehört auch der Adel, jedoch nicht als Ausstellungsstück, sondern als Teil des Landes Brandenburg, das auch von seiner Geschichte lebt."
Klaus Büstrin in den PNN vom 11.12.12


Randgruppe mit Einfluss
Märkische Adelsfamilien haben seit Hunderten von Jahren der Region Berlin-Brandenburg ihren Stempel aufgedrückt. Nach Mauerfall und Vereinigung kamen die Nachfahren einiger Familien in das Land ihrer Vorfahren zurück. Doch das ist nicht immer einfach.

Kern der Ausstellung sind großformatige Gruppenporträts des Fotografen Oliver Mark. Es sind aufwendig inszenierte Bilder, die bewusst an alte Gemälde erinnern. Auf den ersten Blick bedienen sie die Erwartungshaltung des Betrachters, spielen aber auch mit ihr. So reitet der kleine Sohn der Familie von Lochow auf einem altmodischen Holzpferdchen, daneben ein Turm aus Duplo-Steinen. Livia, Tochter von Graf und Gräfin zu Lynar trägt Jeans und Piratentuch im herrschaftlichen Treppenhaus.Im Großen und Ganzen scheinen die Adligen so zu leben, wie man sich das vorstellt: Die Aufnahmen zeigen große Familien unter Stuckdecken und Kronleuchtern, im Hintergrund Porträts der Vorfahren oder alte Stiche.[...] Auch wenn die Wohnzimmer einen gewissen Wohlstand ausstrahlen – Glamour ist keine hervorstechende Eigenschaft des märkischen Landadels. [...]Und liest man sich im Begleitbuch durch die Porträts, die Kuratorin Martina Schellhorn verfasst hat, wird klar: Einen roten Teppich gab es für diese Familien nicht. Der Neuanfang hat außerordentlich viel Kraft, Zeit und natürlich Geld gekostet. Und der Titel war dabei nicht immer hilfreich.

Warum widmet sich die Landeszentrale ausgerechnet dem Adel? Zum einen sind gesellschaftliche relevante Themen mit den jeweiligen Familiengeschichten verbunden – von Vertreibung über Rückgabe bis zur Belebung strukturschwacher Räume. Und dann seien sie eben eine interessante Randgruppe, befand der Historiker Detlef Graf von Schwerin in seinem einführenden Vortrag zur Eröffnung."
Antje Scherer in der MOZ vom 16.11.12


Fundstücke im Kunstgestrüpp

„Junkerland in Bauernhand“ war nach 1945 die nicht unpopuläre Losung der Bodenreform in der Sowjetzone Deutschlands. Also rücksichtslos raus mit dem Grundbesitzadel, der dann in die Westzonen Deutschlands floh. Nach 1990 sind einige der Nachfahren voller Heimweh und Gottvertrauen zurückgekehrt in die Heimat der Ahnen, haben ihr Vermögen zusammen gekratzt und ruinöse Immobilien (die teils auch restituiert wurden) sowie Land zurück gekauft. Sie kamen nicht als Eroberer, sondern als Neuanfänger. Als Aufbau-Pioniere und Partner der Alteinwohner in eine strukturschwache oder gar ganz am Boden liegende, depressive Region. Vorurteile wie allgemeine Not machten ihnen das neue Leben (in meist neuen Berufen) im Osten nicht leicht; immerhin hatten sie dafür ein gut situiertes Dasein im Westen aufgegeben.

Inzwischen sind die Gräfinnen und Grafen anerkannt. Aufgrund ihrer aufopferungsvollen Hingabe, ihrer Aufbaukraft, die ihren zurück gewonnenen alten und verkommenen Besitz sowie viele verödete Landstriche auch in kulturell-gesellschaftlicher Hinsicht wieder zum Aufblühen brachte. Sie sind integriert als Leistungsträger. Eine anfangs ziemlich undenkbare (west-)ostdeutsche Erfolgsgeschichte, die in ihrer Schwere und Schönheit dokumentiert wird durch Martina Schellhorns menschlich sensible, historisch korrekte, also immer aufklärerische Ausstellung; großartig illustriert von Starfotograf Oliver Mark.
Reinhard Wengierek in Das Blättchen, Zeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft, 12.11.12


 "Steigbügelhalter" mit Gedächtnislücken
Landeszentrale für politische Bildung verschleiert Rolle Adliger in NS-Zeit
RBB-Klartext vom 10.04.2013


Rückkehrer und Pioniere
Die Ausstellung „Heimat verpflichtet“ stellt märkische Adlige vor, die es nach der Wende an ihre alten Familiensitze zog.

Heimat, sagt die Autorin Martina Schellhorn, „das ist ein schrecklich großes und schweres Wort“. Sie habe gezögert, ob sie es verwenden solle. Aber manchmal müssten solch große Worte sein, denn: „Es ist was dran.“

Aus allen Geschichten spricht dieser Doppelklang aus persönlicher Pflicht und familiärer Tradition. Er zog nicht nur das Ehepaar von Oppen und all die anderen dorthin, wo ihre Vorfahren lebten, ins Havelland, in den Spreewald, in den Fläming und an die Oder. Sie folgten, wie es Friedrich-Carl von Ribbeck ausdrückt, dem „Marschbefehl“ der Familie. Pflicht und Tradition veranlassten die Adligen außerdem, sich auf vielfältige Weise zu engagieren – an Orten, die viele von ihnen gar nicht mehr als eigene Heimat erlebt hatten. Sie sind, eher noch als Rückkehrer, Pioniere in Landstrichen, die Zuzug und Zupacken dringend brauchen.[...]"
Gerold Büchner in der Berliner Zeitung vom 2.11.12


Er liebt den Geruch feuchter Erde
Über die Rückkehr des ostelbischen Adels in Verzückung zu geraten, gilt in Brandenburg als politische Bildung – eine Ausstellung in der zuständigen Landeszentrale
Junge Welt, 4.04.2013


Wenn auch die Heimat verpflichtet
Zwölf adelige Familien ziehen nach 20 Jahren eine Bilanz.

Nicht Reichtum lockte sie, sondern die Heimat. Dabei waren sie alles andere als willkommen: Als Brandenburgs Adelige nach dem Fall der Mauer in die Heimat ihrer Vorfahren zurückkehrten, begegneten ihnen die Märker mit tiefem Argwohn. Mehr als 40 Jahre lang galten die „Junker“ allesamt als Ausbeuter. Die DDR erklärte sie zu Steigbügelhaltern Hitlers und damit zu den Hauptschuldigen des Zweiten Weltkriegs. 20 Jahre nach ihrer mitunter recht schwierigen Rückkehr ziehen zwölf märkische Adelsfamilien jetzt eine erste Bilanz.[...]"
Gudrun Mallwitz in der Berliner Morgenpost vom 31.10.2012


Was macht der brandenburgische Adel in der Landeszentrale für politische Bildung?

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Beitrag von Bernd Dreiocker im rbb kulturradio vom 30.10.12 

 


Wenn sich Adel verpflichtet fühlt
Die Landeszentrale für politische Bildung widmet zwölf blaublütigen Rückkehrer-Familien eine Ausstellung

[...] Davon zeugen auch Oliver Marks Fotografien: Aufgelockert durch poetische Bilder der Landschaften, hat er mal scheinbar entspannte Grafen, dann wieder stramm stehende Familienoberhäupter festgehalten. Sie wissen, so scheint es, um die gesellschaftliche Verantwortung, die das blaue Blut vermeintlich mit sich bringt.

Martina Schellhorn hat alle Familien besucht und mit ihnen gesprochen. „Manche haben mich mit abwartender Zurückhaltung empfangen“, erinnert sie sich. Aufgetaut sind die meisten dann aber doch. Ergänzend zur Ausstellung hat Schellhorn die Schicksale in lebendig-wohlwollenden Texten festgehalten und ganz unterschiedliche Reaktionen zu ihrer Ausstellung bekommen: „Selten hat ein Thema so polarisiert. Es war alles dabei – von ,schön‘ bis ,muss denn das sein‘? [...]“
Barbara Breuer in der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 30.10.12

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