Irgendwann möchte ich auch, wie die Lehrerin da vorne, Englisch sprechen und parallel mit meinen Hände in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) reden. Bis dahin ist es noch ein langer Weg und eine Menge Arbeit. Was mich aber viel mehr beschäftigt: Wie schwer muss es erst für die Kinder sein? Sie müssen das, was ich ihnen sage, völlig neu lernen. Wenigstens weiß ich, was ich ausdrücken möchte, meine Klasse zunächst nicht. Vor“sagen“ gilt und geht nicht.
Klar, Menschen mit einer Geh- oder Sehbehinderung stehen genauso vor Herausforderungen. Bei Gehörlosen ist aber nicht nur ein Sinn beeinträchtigt, sondern auch die Kommunikation. Sie haben ihre eigene Sprache, die aber leider wenige „Normal-Hörende“ beherrschen. Von wegen stumm!
Taube haben genauso das Recht auf eine Stimme bei der Wahl, wie alle anderen auch. Aber die Infos, die dann bei der Gehörlosengemeinschaft ankommen, sind hart erkämpft.
Allein wegen der Vorstellung, Wahlkampf - pardon Wahlkampfgedöns - in einer Fremdsprache mitzuverfolgen, würde ich die Politik an den Nagel hängen. Eine gepflegte Faulheit will ich hier gar nicht abstreiten.
Wo ich so darüber nachdenke, ist mir ebenso wenig ein türkischer oder russischer Wahlwerbespot unter die Augen gekommen. Das sind auch zahlenmäßig ernst zu nehmende Minderheiten. Warum dann also in der „exotischen“ Gebärdensprache? Ob es wirklich nicht „mainstream“ genug ist, sei dahingestellt. In Deutschalnd gibt es rund 140.000 Menschen, die auf Gebärdensprach-Dolmetscher angewiesen sind.
Ich finde die Aufklärung hier mal wieder zu mager, aber es gibt Hoffnung: Heute hat mich ein gehörloser Viertklässler gefragt, was der Kalte Krieg sei. Er hatte darüber ein Buch gelesen. Das Thema ist zwar nicht hochaktuell, aber man höre und staune: Politik ist doch gar nicht so uninteressant - für niemanden!
Euer Froylein Puze
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