Ethnopluralismus

Die Idee des Ethnopluralismus spielt eine zentrale Rolle im Weltbild der "Neuen Rechten". Das Konzept wurde in den 1970er Jahren maßgeblich von Henning Eichberg entwickelt, der als theoretischer Vordenker der „Neuen Rechten“ in der Bundesrepublik gilt.

Ethnopluralismus ordnet Menschen in „Völker“ und „Kulturen“ ein. Diese hätten jeweils eine eigene, in sich geschlossene Identität, die auf ein bestimmtes Territorium begrenzt sei.

Grundsätzlich seien diese Völker und Kulturen gleichwertig. Konflikte würden aber dann entstehen, wenn die Menschen anfingen, sich zu vermischen, indem sie zum Beispiel ihre Heimat verließen. Der Wechsel von einer Kultur in eine andere sei jedoch nicht möglich, weil jedes Volk feststehende Eigenschaften habe.

Um Konflikte zu vermeiden und Frieden zu bewahren, so ein Argument der „Neuen Rechten“, müsse dafür gesorgt werden, dass jedes Volk in seiner ihm zugeordneten Heimat bleibt oder dorthin zurückgeht.

Mit dieser Argumentation lassen sich verschiedene Forderungen und Bekenntnisse anbringen, die demokratisch klingen, in ihrem Kern aber antidemokratisch sind.

Zum Beispiel, wenn das Prinzip des Ethnopluralismus ins Grundgesetz geschrieben werden soll wie es etwa die Identitäre Bewegung fordert oder „kulturelle Vielfalt“ begrüßt wird. Darunter wird dann eine Vielfalt verstanden, die ein Nebeneinander, nicht ein Miteinander verschiedener Kulturen beinhaltet. Die antidemokratische Zielrichtung zeigt sich hier deutlich in der gesellschaftlichen Praxis.

Denn Ethnopluralismus oder in diesem Zusammenhang kulturelle Vielfalt würde bedeuten, dass alle Migranten aus Deutschland ausgewiesen oder die Lebenswelten der hier lebenden verschiedenen Kulturen voneinander getrennt werden müssten wie etwa während der Apartheid in Südafrika. Diskriminierung ist somit im Konzept des Ethnopluralismus angelegt.

Vertreter des Ethnopluralismus vermeiden es, öffentlich von "Rassen" zu sprechen. Damit grenzen sie sich vom Begriff der „Rasse“ wie er im Nationalsozialismus verwendet wurde, ab. Zugleich transportiert das Konzept des Ethnopluralismus völkische Vorstellungen der Nationalsozialisten weiter, in denen die Begriffe Volk und Rasse miteinander verschmolzen. Antisemitismus und Rassismus sind damit eng verbunden.

Rechtspopulisten, Neonazis und andere Rechtsradikale sprechen heute häufig vom „Großen Austausch“ der Völker in Europa, der aufgehalten und durch „Remigration“, also eine „Rückwanderung“, umgekehrt werden müsste. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei gegen Menschen islamischen Glaubens.

Wer aber legt fest, welcher Mensch zu welcher Kultur in einem Land gehört, welche Kriterien gelten in einer globalisierten Welt, in der die Realität durch kulturelle Vielfalt in ein und demselben Land gekennzeichnet ist? Und was passiert, wenn Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen miteinander leben wollen?

Vertreter des Ethnopluralismus verstehen das Konzept als Gegenpol zur Idee des Multikulturalismus.

BLPB, Januar 2020

Kommentare

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Die Theorie hat einen wohlklingenden Namen und wohlklingende Schlagwörter, sie ist aber zutiefst menschenfeindlich und diskriminierend. Der angebliche Respekt vor der fremden Kultur heißt nichts anderes als: Lasst uns aber damit in Ruhe, wir wollen dich hier nicht. Das ist schlicht und ergreifend Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie und zeugt von Reinheitsfantasien für eine als Abstammungsgemeinschaft verstandene Volksgemeinschaft.

Kulturen sind nicht bestimmten Regionen zuzuordnen, die dann nicht verlassen werden dürfen, weil man quasi als fremder "Kulturträger" andere Gegenden kulturell verunreinigt. Kulturen sind sozial erlernt, nicht biologisch angeboren. Die Geschichte zeugt davon, dass sich Kulturen stets gegenseitig angeregt und vermischt haben. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass jedes Phänomen, das kulturell von außen kommt, auch wirklich gut ist. Der Umkehrschluss ist aber ebenso infantil. Die Angst vor allem Fremden ersetzt doch nicht die Auseinandersetzung einer Gesellschaft mit ihren eigenen Werten und ihrem Grundkonsens an sozialem Verhalten.

Selbstverständlich werde ich z.B. die Unterdrückung der Frauen in bestimmten Kulturen nicht akzeptieren, aber das müssen auch die dort "hineingeborenen" Frauen nicht. Hier irrt Multikulti gewaltig. Vorherrschende Sitten und Gebräuche sind veränderbar, sie sind nicht biologisch oder geographisch gegeben. Die "Identitätsfalle", die Armatya Sen beschreibt, wird auch von wohlmeinenden Multi-Kulti-Propheten aufgebaut, die bestimmten Menschengruppen nicht weniger fest ihre Kultur zuordnen wie es Rechtsradikale mit entgegengesetztem Motiven tun.

Sie tuen so, als ob die neu eingereisten Menschen kommen, weil sie gerne mit anderen Kulturen leben möchten. In der Regel hat es aber ganz andere Gründe. [...gelöscht von Admin. Bitte beachten Sie unsere Kommentarregeln. Keine unbelegten oder Falschbehauptungen] Im übrigen führt ein Durchmischen der Kulturen im großen Ausmaß auf Dauer zum Austerben der bestehenden Kulturen.

"Und was passiert, wenn Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen miteinander leben wollen?"

Berechtigte Frage. Aber ebenso berechtigt ist die folgende:
"Und was passiert, wenn Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen NICHT miteinander leben wollen, aber dazu gezwungen werden?" Diese Frage ist nicht verwerflich bei all den faktischen Problemen, die der Multikuluralismus verursacht. Mir scheint aber, dass Sie diese Frage bereits als Teil des Ethnopluralismus sehen, was ich entschieden ablehnen würde.

Also als LPB sollte dieser "Artikel" doch etwas mehr Qualität haben als ein simpler tendenziöser Kommentar. Gerne würde ich einmal mit dem Autor persönlich sprechen, um meine Kritikpunkte deutlich zu machen.

Ich verstehe nicht ganz wieso Menschen die anderen Kulturen angehoeren nicht als unterschiedlich bezeichnet werden koennen. Schließlich unterscheiden sich Menschen unterschiedlicher Kulturen hinsichtlich ihre Ansichten, Braeuche, Traditionen, etc. aufjedenfall. Dies festzustellen ist doch eigentlich nicht undemokratisch. Dass sie alle die gleichen Menschenrechte haben setze ich als gegeben voraus, oder meinen Sie dies mit Unterschieden ? Weil klar in der Wertigkeit und juristisch sind alle Menschen weltweit als gleichwertig zu betrachten. Fuer mich geht aus dem Text nicht hervor welche Unterschiede genau gemeint sind.

Sehr geehrter Gabriel Joseph,

vielen Dank für Ihren Kommentar, der uns gezeigt hat, dass unsere Darstellung nicht verständlich war. Wir haben an der Stelle geschärft. Mit besten Grüßen, Ihre Landeszentrale

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