Brandenburger Märchen

Eine dokumentarische Theaterproduktion zur lokalen Euthanasie-Geschichte

Theateraufführung

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Scherenschnitt Brandenburger Märchen

Die Geschichtensammlerin Daniela Klein war in den letzten beiden Jahren auf Spurensuche zur nationalsozialistischen T4-Aktion in Brandenburg a. d. H., bei der 1940 mehr als neuntausend kranke und behinderte Menschen vergast und verbrannt wurden.

Die Frage war: Was haben die Brandenburger von den Geschehnissen, die teilweise mitten in ihrer Stadt am Nicolaiplatz stattfanden, mitbekommen? Und: Welche Spuren haben sie in ihren Leben hinterlassen?

Daniela Klein hat mit über 150 Menschen in Altenheimen von Brandenburg und umliegenden Dörfern gesprochen. Sie hat viele Geschichten gefunden. Auffällig in den Erzählungen war das verwendete Vokabular: Wörter wie Ofen, Ruß, Asche, Gold, das Feuer, der Wald, Dinge, die nicht gesehen oder gesagt werden konnten, erinnern sehr stark an Bilder und Begebenheiten der Märchenwelt.

Aus diesen Fragmenten ist nun unter Regie von Reimund Gross das dokumentarische Theaterstück „Brandenburger Märchen“ entstanden. Wir erfahren vom Dilemma des Küchenmädchens in der Nervenklinik, vom lustigen Leben am Nicolaiplatz, den Einfällen eines ambitionierten Ratsherrn, und wie die von Schweigen umgebenen Verbrennungen ein ganzes Dorf in ihren Bann zog. Thematisiert werden dabei der Umgang mit Erinnerungen – auch wenn sie unangenehm sind – sowie Fragen nach Handlungsmöglichkeiten für den Einzelnen in schwierigen Zeiten.

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Vorschaubild

Termine:

Brandenburg/Havel · 6. und 8. November 2017 · 19:30 Uhr
7. November · 18 Uhr

Brandenburger Theater · Grabenstr. 14 · 14776 Brandenburg/Havel
Eintritt: 10,- € | erm. 7,- € · Schulklassen 5,- €
Karten: 03381- 511 111 · www.brandenburgertheater.de


Berlin · 11. November 2017 · 20:00 Uhr

12. November 2017 · 17:30 Uhr

Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums der Charité
Campus Charité Mitte · Charitéplatz 1 · 10117 Berlin
Eintritt: 12,- € | erm. 8,- €
Karten (Vorverkauf):
Museumskasse des Medizinhistorischen Museums der Charité
oder Reservierung: info@hauptkulturdorf.de


Potsdam · 19. | 20. | 22. November 2017 · 18:30 Uhr

Spartacus · Friedrich-Engels-Str. 22 · 14473 Potsdam
Eintritt: 7,- € | erm. 5,- € (+ VVK-Kosten)
Karten: www.tixforgigs.com


Dauer: ca. 90 Minuten. Im Anschluss an die Vorstellungen stehen die Schauspieler*innen und Projektverantwortlichen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.

Ein Projekt des Kulturvereins Päwesin e.V. in Kooperation mit der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasiemorde in Brandenburg a. d. H.


 

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Ein Theaterstück erinnert an den tausendfachen NS-Patientenmord in der Stadt Brandenburg

[...]Die Theologin Daniela Klein und weitere Mitwirkende vom Kulturverein Päwesin (Potsdam-Mittelmark) befragten in zweijähriger Recherche in und um Brandenburg/Havel mehr als 150 Zeitzeugen, Nachfahren und Wissenschaftler zur Euthanasie-Mordaktion. Basierend darauf schrieb sie die Märchen, sechs von ihnen hat der Regisseur Reimund Groß inszeniert. Zusammen ergeben sie eine Chronologie des Geschehens. So erfährt man, wie das Krematorium im Sommer 1940 aus der Innenstadt in die Siedlung Paterdamm nahe der Stadt verlegt wurde, um weniger Aufsehen wegen des Geruchs nach verbranntem Fleisch zu erregen. Denn, »was die Leute auf dem Dorf dachten, war nicht weiter wichtig«, meint der fiktive Ratsherr im Märchen »Holzbeinchen«. Und doch klettert nachts ein junger Mann über den Zaun, und »sah in die Hölle hinab«. Vor sich ein »riesiger Haufen nackter Menschenleichen« und grobe Männer, die »wie die Teufel um das Feuer herumstanden«. Später wagte er nicht, es jemandem zu sagen, »und wem er es doch zu erzählen versuchte, der hielt den Jungen für verrückt«, heißt es im Märchenheft. 

Diesen jungen Mann gab es wirklich, wie Daniela Klein versichert. Und ihm wurde nicht geglaubt. Es herrschten Wegschaumentalität und Furcht. Auch heute gibt es eine »Angst, sich selbst mit dieser Geschichte in Verbindung zu bringen«, erklärt Klein. Deswegen sei es schwer gewesen, die Erfahrungen der Zeitzeugen zu erfragen, da immer noch ein großes Schamgefühl vorherrsche. »Auch deswegen habe ich die Märchenform gewählt, weil keiner der befragten Zeugen namentlich genannt werden wollte. Wenn ich einfach so ins Altersheim gegangen wäre, und gefragt hätte: «Was wisst ihr über die Euthanasiemorde am Nicolaiplatz?» - dann hätte wahrscheinlich überhaupt niemand mit mir gesprochen« [...]

Auszug aus dem Beitrag von Slava Wagner im ND vom 6.11.2017

Ein sehr empfehlenswerte Veranstaltung zu einem Thema, welches in Brandenburg viel zu wenig Öffentlichkeit erhält: dem Mord an 9.000 Menschen mit (scheinbarer) Behinderung.

Absolute Hingeh-Empfehlung

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