Filmische Vorboten der Wende

Filmreihe

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Diese deutschen und osteuropäischen Filme aus dem letzten Jahrzehnt des Kalten Krieges sind Vorboten tiefgreifenden Wandels, obwohl sie fast alle in offiziellen Filmstudios Polens, Rumäniens, der DDR, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei entstanden. Große der Filmgeschichte wie Krzysztof Kieslowski oder Gábor Bódy aber auch heute wenig bekannte Filmemacherinnen und Filmemacher formulieren mit Filmen ihre Hoffnung auf politische und geistige Öffnung. Jeder der Filme hat formal oder inhaltlich Grenzen erweitert und durch seine mutige Artikulation Veränderungsbedarf eingeklagt. Filmreihe: Jadup und Boel R: Rainer Simon, D: Kurt Böwe, Katrin Knappe, Christian Grashof, Michael Gwisdek, DDR 1981/1988, 103’ „Jadup und Boel“ war der letzte Spielfilm der DEFA-Geschichte, der nach seiner Fertigstellung verboten wurde. Er zeigt eine in Ritualen erstarrte, provinzielle Gesellschaft, die mit ihrer Geschichte nicht umzugehen vermag. Überall ist es besser, wo wir nicht sind R: Michael Klier, D: Mirosław Baka, Marta Klubowicz, Michael Krause, BRD 1989, 78’ Polnische Flüchtlinge revidieren ihre Utopien vom Westen, West-Berlin erweist sich als Durchgangsstation. Auf beiläufige, dabei fast visionäre Weise nimmt der Film Entwicklungen globaler Migrationsbewegungen vorweg. Die Vogelscheuche Tschutschelo R: Rolan Bykow, D: Kristina Orbakaite, Juri Nikulin, Jelena Sanajewa, UdSSR 1983/1986, OmU, 127’ Lena zieht zu ihrem Großvater in eine idyllische Kleinstadt. Bald wird sie von ihren Schulkameraden systematisch gemobbt und zum Opfer kollektiver Gewalt. Trotzdem gelingt es ihr, die persönliche Integrität zu wahren. Die Nadel Igla R: Raschid Nugmanow, D: Wiktor Zoi, Marina Smirnowa, Pjotr Mamonow UdSSR 1988, OmU, 82’. Ein Schlüsselwerk der kasachischen „Neuen Welle“ und der erfolgreichste sowjetische Perestroika-Film überhaupt. Der Film spielt am ausgetrockneten Ufer des Aralsees und in Alma-Ata, wo der junge Moro den Kampf gegen die lokale Drogenmafia aufnimmt. Ein kurzer Film über das Töten Krótki Film o Zabijaniu R: Krzysztof Kieślowski, D: Mirosław Baka, Krzysztof Globisz, Krystyna Janda, PL 1988, OmU, 84’ Ein Mensch tötet grundlos einen anderen. Er wird gefasst, verurteilt und selbst getötet. Das fünfte Gebot in einer teilweise drastischen, doch stets tief humanistischen Verfilmung, die Kieślowskis Weltruhm begründete. Nachtlied des Hundes Kutya éji dala R: Gábor Bódy, D: Gábor Bódy, Marietta Méhes, Attila Grandpierre, Ungarn 1983, OmU, 145’ Eine postmoderne Vivisektion der ungarischen Gesellschaft, von Gábor Bódy visuell überbordend inszeniert. In seinem letzten Spielfilm tritt er selbst als falscher Pfarrer auf, der die Mikrostruktur eines Dorfes durcheinander bringt. Geschichte der Wande oder wie eine Siedlung entsteht Panelstory aneb jak se rodi sidlišti R: Věra Chytilová, D: Lukáš Bech, Antonín Vaňha, Eva Kačírková, Oldřich Navrátil, ČSSR 1979/1981, OmU, 100’ Anekdotische Splitter aus einer im Entstehen begriffenen Neubausiedlung. Věra Chytilová verwebt ihre vielen Erzählstränge und Figuren in teils humoristischer, teils avantgardistischer Manier zu einem Panoptikum des Lebens. mit Vorfilm: Ion, wie steht es mit dem Bau? R: Sabina Pop, Rumänien 1983, Dok. OmU, 13’ Eine Gruppe von Bauarbeitern wird vorgestellt - die bissige Ironie scheint den Zensoren entgangen zu sein.

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