Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr

Bausoldatenkongress 2014

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In die Vielzahl der Gedenktage 2014 reiht sich auch der 50. Jahrestag der Bausoldaten ein. Zwei Jahre nach Einführung der Wehrpflicht wurde 1964 in der DDR ein waffenloser Dienst für Wehrdienstverweigerer eingerichtet. Dies ist der Anlass für den Bausoldatenkongress vom 05.-07. September 2014 in Wittenberg. Die Veranstaltung wird Themen, Fragestellungen und Spannungsbögen nachgehen, die sich aus den diesjährigen Gedenkanlässen 1914 – 1939 – 1964 – 1989 ergeben, und damit neben den historischen Bezügen den immer aktuellen Bezug zu Fragen eines gewaltfreien Friedens herstellen.

1914 zogen deutsche Soldaten mit dem selbstverständlichen Segen der Kirche in den Ersten Weltkrieg. 25 Jahre später begannen die National­sozialisten den Zweiten Weltkrieg, der nach seinem Ende mit der Befreiung Deutschlands auch eine neue Weltordnung mit sich brachte. In beiden Kriegen gab es Menschen, die sich dem Wahnsinn des Krieges verweigert haben. Auch in deren Tradition, aber vor allem aus einer christlich-pazifistisch motivierten Haltung, haben sich junge Männer der Wiederaufrüstung in beiden deutschen Staaten entzogen und sich für (zivile) Alternativen eingesetzt.

Die etwa 14.000 Männer, die ihren Wehrdienst als Bausoldaten leisteten (bei 25.800 gemusterten Waffenverweigerern), sind quanti­tativ eine kleine Gruppe, haben aber mit ihrer Haltung gegen die Militarisierung der Gesellschaft wichtige Beiträge für die Friedliche Revolution im Herbst 1989 geliefert. Für viele von ihnen war dieser Dienst aber zugleich ein fauler Kompromiss ohne die Gewähr, etwas für den Frieden zu tun. Andere sprachen von der Verweigerung als dem „deutlicheren Zeugnis“ oder „Zeichen“. Gleichzeitig galt für den Staat nur der Friedensdienst mit dem Gewehr in der Hand.

Im Gegensatz zum Ersten und Zweiten Weltkrieg verweigerten in der DDR auch zahlreiche Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter den Wehr- und Waffendienst und lernten dabei in graduell unterschiedlicher Weise, Widerstand zu leisten. Sie und die anderen Verweigerer haben durch ihre Entscheidung und die Bausoldatenzeit eine Politi­sierung und Vernetzung erfahren, die sich zum Teil in der Friedlichen Revolution bewährt hat. Sie waren es, die die Kirchen 25 Jahre nach der Bausoldatenanordnung 1989 öffneten und Friedensgebete statt Kriegspredigten hielten.

Innerhalb des Kongresses wird die Geschichte der Wehrdienstver­weigerung und der Bausoldaten aus drei Perspektiven vertiefend auf­gearbeitet und diskutiert: Zum einen aus der Perspektive der Einordnung der Bausoldaten in die Oppositionsgeschichte der DDR. Zum zweiten wird die Entscheidung, Kriegsdienste zu verweigern, aus der Sicht des christlichen Friedens­­zeugnisses in der Geschichte der Kirche vertieft. Dabei wird der Bedeutung der kirchlichen Position zum Ersten Weltkrieg Rechnung getragen. Zum dritten wird aus der Perspektive aktueller gesellschaftlicher wie politischer Diskurse über deutsche und andere Militär­einsätze in der ganzen Welt der Frage nachgegangen, was heute dem Frieden dient und wie es um diejenigen steht, die diese Kriegsdienste heute verweigern.

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