Vom „Wesen der Bürgerrechte“

Internationale Tagung zur Idee der Staatsbürgerschaft

Internationale Tagung

-

Welche Bürgerrechte haben Menschen an den Rändern der Gesellschaft? Wie wirkt sich der Feldzug des Neoliberalismus auf die sozialen Bürgerrechte und den Wohlfahrtsstaat aus? Hat das Konzept der Staatsbürgerschaft angesichts globaler Veränderungen und Krisen überhaupt eine Zukunft und wie könnte diese aussehen?

Fragen wie diese diskutieren Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler aus europäischen, nord- und südamerikanischen Ländern auf der internationalen Tagung „The Changing Nature of Citizenship“ vom 4. bis 6. Juni an der Universität Potsdam. Dabei wird die sich wandelnde Natur der Staatsbürgerschaft vor dem Hintergrund verschiedener weltweit zu beobachtender Prozesse – wie Migration, Religion, Armut, Überwachungsstaat, soziale Bewegungen und Unruhen – betrachtet.

Das nach dem Zweiten Weltkrieg in westlichen Gesellschaften etablierte Modell der Staatsbürgerschaft beruhte auf den Prinzipien von Vollbeschäftigung, staatlichen Investitionen in ökonomisches Wachstum und sozialer Stabilität. „Dem setzte der nach der Öl- und den Finanzkrisen der 1970er und 1980er Jahre aufkommende Neoliberalismus die Überzeugung entgegen, dass der Staat sich als Akteur aus dem Wirtschaftsleben herauszuhalten habe, Güter und Dienstleistungen umfassend privatisiert und die Verantwortung für Risiken zunehmend auf Bürger und Bürgerinnen zurückverlagert werden sollten“, erklärt Jürgen Mackert, Professor für Allgemeine Soziologie an der Universität Potsdam und Organisator der Tagung. „Folgen waren wachsende soziale Ungleichheiten, steigende Armut, asymmetrische Verteilung von Wohlstand, mit Exklusion und Kämpfen um das Recht, Rechte zu haben.“ Durch die Anschläge vom 11. September 2001 und die folgenden terroristischen Attacken auf europäische Metropolen sei das damit verbundene neue Verständnis von ‚Staatlichkeit‘ weiter verändert und dieser Prozess zugleich beschleunigt worden. Nicht mehr Freiheit, Wohlfahrt und Gesundheit der Bürger stünden seither im Mittelpunkt staatlicher Politik, sondern Sicherheit und Überwachung. Diese Entwicklungen seien durch die seit 2008 andauernde ökonomische Krise weiter vorangetrieben worden. „Gesellschaften, insbesondere an der europäischen Peripherie wie jene in Griechenland, Portugal oder Zypern, werden für die vom Bankensektor verschuldete globale Finanzkrise in Haftung genommen und gezwungen, Maßnahmen zu akzeptieren, die die Notlage ihrer Bürger und Bürgerinnen weiter verschärfen“, verdeutlicht Jürgen Mackert die veränderte Situation.

Vor dem Hintergrund, dass Bürger- und Menschenrechte weltweit unter Druck geraten, diskutieren die Teilnehmer der Tagung viele jener Prozesse, die das „Wesen der Bürgerrechte“ und der Institution der Staatsbürgerschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts unvermeidlich verändern werden und bereits verändert haben. Austragungsort der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Konferenz ist die Wissenschaftsetage im Bildungsforum Potsdam.

Zeit: 04.–06.06.2015; 04.06.: 9.30–18.00 Uhr; 05.06.: 9.30–20.00 Uhr; 06.06.: 9.30–14.00 Uhr

 

Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden.

Neuen Kommentar hinzufügen

Eingeschränktes HTML

  • Erlaubte HTML-Tags: <a href hreflang> <em> <strong> <cite> <blockquote cite> <code> <ul type> <ol start type> <li> <dl> <dt> <dd> <h2 id> <h3 id> <h4 id> <h5 id> <h6 id>
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.