Blaue Wimpel im Sommerwind

Ferienlager in der DDR

-

Sommerzeit – Ferienlagerzeit. So erinnern sich heute noch viele an ihre Kindheit in der DDR. Es sind die Erinnerungen an blaue Wimpel im Sommerwind, an Neptunfest und Nachtwanderung, an den ersten Kuss und auch an Heimweh. Bereits 1949, im Gründungsjahr der DDR, wurden staatlich organisierte Kinderferienlager durchgeführt. In über 5.000 Betriebsferienlagern und 48 Zentralen Pionierlagern verbrachten bis 1989 jährlich rund eine Million Kinder ihre Ferien. Hunderte befanden sich allein auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg.

Auch die Ferien- und Urlaubszeit von Kindern und Jugendlichen wurde vom SED-Staat zur sozialistischen Erziehung genutzt. Pionierhalstuch und Pionierbluse, Kinder in Uniform, Fahnenappell und Geländemarsch waren Bestandteile der staatlich gelenkten Sozialisation von Kindern und Jugendlichen.

Die Ausstellung erzählt die Geschichte der Ferien- und Pionierlager in der DDR an Beispielen aus dem Gebiet des heutigen Brandenburgs. Sie betritt damit den Raum zwischen persönlicher Erinnerung und wissenschaftlicher Forschung.
 

Linktipps

Schlagworte

Bewertung
18 Stimmen, Bewertungen im Durchschnitt: 2.8 von 5

Kommentare

Kommentieren

Als Zeitzeuge des DDR- Kindertourismus und Autor eines Buches über die Kinderferienlager in der DDR […] - besuchte ich die Ausstellung aus einer besonderen Sichtweise. Die Dokumentation vermittelt beeindruckende Bilder,ist übersichtlich und chronologisch aufgebaut, die Präsentation ist jedoch verbesserungsfähig. Vernachlässigt wurden die kirchlichen Ferienlager und die Einrichtungen der "bewaffneten Organe".Der Austausch mit anderen Ländern kommt zu kurz. Der DDR-Betrieb als Tourismusveranstalter leistete im Auftrag des Staates eine Lohnersatzleistung in Form von betrieblichen Sozialleistungenfür die Kinder seiner Mitarbeiter, was am Bespiel EKO Stahl dokumentiert wird. Augenfällig sind die Paralelen zu meinem Buch - worauf in der Ausstellung leider kein Hinweis zu finden ist. Die umfangreichen Zeitzeugenberichte und Dokumente hätten die Ausstellung ergänzt.

Anm. Admin.: Der in eckigen Klammern […] markierte Teil des Kommentars wurde entfernt. Wir bitten um Beachtung unserer Kommentarregeln und auf Werbeinhalte zu verzichten. Vielen Dank, Ihre Landeszentrale

Um die Eigenwerbung für Ihr Buch zu vervollständigen, hätten Sie eigentlich ja auch noch die ISBN und den Preis schreiben müssen. Bezugsquellen mit Link sind auch immer wieder gern gesehen.
Viele Grüße
Torsten Gostschegk (Autor von „Die Abenteuer von Schlunchi, dem kleinen Walross“ ISBN 978-3865827265, sowie weiterer Bücher) 😂

Ich habe es geliebt, ins Ferienlager zu fahren; von 1981 bis 1986 konnte ich insgesamt 8 mal einen Teil meiner Sommerferien dort verbringen. Es war immer eine sehr aufregende Zeit. Jedes Mal lernte ich neue "KurzzeitfreundInnen" kennen. Außerdem gab es ein vielfältiges Freizeitangebot mit Wanderungen, Musik, Mal -und Bastelnachmittagen, Badengehen, Federball-und Tischtennisspielen, Disko, Nachtwanderungen, Stadtausflügen, Museumsbesuchen u.v.a.m. Die BetreuerInnen, die übrigens nie eine FDJ-Bluse trugen, wie es auf Fotos zu sehen ist, waren engagierte, fitte LehrerstudentInnen. Auf der anderen Seite hatten wir viel Freiraum, konnten uns auch mal zurückziehen zum Lesen oder Karten schreiben oder einfach nur herumtoben und unser Ding machen. - Von wegen es war alles streng durchorganisiert und unterlag staatlichen Vorschriften. Sicher gab es solche auf dem Papier. Aber WIE diese umgesetzt wurden, lag am jeweiligen Lagerleiter und vor allem an den Betreuern. An Fahnenappelle kann ich mich übrigens nicht erinnern und Sackhüpfen in Pionieruniform - das war wirklich die beste Pointe der Ausstellung. Da haben Sie einiges ganz schön durcheinander gebracht, zwischen einem Betriebsferienlager und Pionierferienlager gab es nämlich kleine Unterschiede.
Was mich an der Ausstellung stört, ist der Tenor der Politisierung. Für mich und viele meiner Freunde, die auch im Ferienlager waren, war diese Sommerzeit alles andere als politisch.
Es ist nach wie vor ein Trend, fast alle Aspekte des Lebens in der DDR in dieses herabsetzende, dumm-dreiste Klischee des "Ohje, die Ossis hatten ja so ein tristes Leben" zu pressen. Das ist diffamierend und falsch! Aber so ist es leider, wenn mir ein Westdeutscher wieder erklären will, wie ich gelebt habe in der DDR.
Ich hätte mir bei Ihrer "wissenschaftlichen"(?) Recherche gewünscht, dass neben den Lagerleitern auch Kinder zu Wort kommen zur Frage "Wie hast Du diese Zeit erlebt?" Das hätte ein viel differenzierteres und lebendigeres Bild erzeugt.

Hallo, ich habe wirklich viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit in der DDR.
Die mit Abstand schlimmste Erinnerung: Kinderferienlager!!! DER Horror. Ich bin Einzelkind und habe mit meinen Eltern immer tolle Urlaube und Unternehmungen gemacht. Dieses Zusammengestecke von Kindern und alle müssen essen, wandern, spielen, baden, schlafen usw. wann es gesagt wird. Keine Mitbestimmung im Alltag, keine Rückzugsmöglichkeiten. Ganz, ganz schlimme Zeit.

Diese Ausstellung sollte auch in Berlin gezeigt werden!! War 13 Jahre Gruppen-
und Delegationsleiter im Kinderferienlageraustausch in Polen.
Mit besten Grüßen von Arno Kiehl 13086 Berlin

Ich finde die Texte der Ausstellung sehr gelungen: Sie beschreiben die Ferienlager jenseits von Ostalgie einerseits und pauschaler DDR-Verurteilung andererseits . Und ja, sie haben bei mir Erinnerungen an die weniger schönen Seiten der Ferienlager wieder wach gerufen. Während mir bisher eher die Bilder von Disko, Neptunfest und Liebeleien in den Kopf kamen, wenn ich an meine Zeit im Ferienlager dachte, so erinnere ich mich jetzt auch wieder an nervige Fahnenappelle, langweilige Betriebsbesichtigungen, mehrstündige Lagerwachen und Schießübungen mit dem Luftgewehr (die ich damals cool fand). Viele dieser Dinge, die den Alltag von Kindern und Jugendlichen in der DDR durchdrangen, sind in Vergessenheit geraten , eben weil sie so normal waren und man sie als notwendiges Übel hingenommen hat.
Vermutlich dürfte die politische Indoktrination in Betriebsferienlagern eine deutlich geringere Rolle gespielt haben als in Pionierlagern. In welchem Ausmaß entsprechende Vorgaben umgesetzt wurden (ob nun in der Schule oder im Ferienlager), lag immer im Ermessen der jeweiligen Verantwortlichen. Entsprechend unterschiedlich können die Erlebnisse und Erinnerungen sein. Bei allem Guten, was die DDR mit den Ferienlagern ihren Kindern geboten hat: Man darf negative Aspekte nicht einfach leugnen, nur weil man sie nicht selbst erlebt hat oder sich nicht mehr daran erinnert.

Ich dachte, das ich mich allein kritisch mit dem Artikel in der Zeitung und der Ausstellung auseinandersetze. In der Zeitung war ich fast allein. Ich habe mir die Ausstellung bereits angeschaut und in sehr enttäuscht. Deshalb möchte ich noch einmal hingehen und um ein Gespräch zu bitten. Ich bin gut vorbereitet. 0

Danke für den Gedankenaustausch zu Ihrer Ausstellung. Leider gehen unsere Meinungen zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung weiterhin weit auseinander. Die Differenzierung der einzelnen Lager ist z. B. falsch beschrieben. Lager der Wehrerziehung gehören nicht zur Sommerferiengestaltung. Der Begriff SPEZIALLAGER ist wohl historisch völlig FALSCH im Sprachgebrauch. Weitere Hinweise wurden als kleinteilig gegenüber den wissenschaftlichen Erkenntnissen abgewiesen. Schade wenn die Recherche ohne Erinnerungen Beteiligter erfolgte. Frau Irmscher ich Pflichten Ihnen bei.

Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für Ihren Besuch. Wenn Meinungen auseinander gehen, belebt das die Diskussion und die ist bei uns im Haus eindeutig erwünscht. Wir danken Ihnen für die Denkanstöße, die Sie uns durch Ihre persönliche Sicht gegeben haben. In der Ausstellung wird jedoch nicht von Speziallagern gesprochen, sondern ausschließlich von Spezialistenlagern, die es für die unterschiedlichsten Bereiche wie zum Beispiel Musik oder Mathematik gab.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Landeszentrale

Die Betriebskinderferienlager lagen in voller Verantwortung und Finanzierung auf dem Tisch des jeweiligen Betriebes und alle Kinder von Betriebsangehörigen im lagerfähigem Alter konnten teilnehmen. Die Pionierlager waren in der Verantwortung der Pionierorganisation. Hier wurden aus den verschiedenen Schulen Junge Pioniere ausgewählt. Die Texte zur Ausstellung sind der blanke Hohn und eine Verunglimpfung der Arbeit der Menschen, die in den vielen Jahren mit viel Liebe und Kreativität den Kindern 2 wunderschöne Wochen gestaltet haben. Was ist übrigens eine staatlich gelenkte Sozialisation? Meinen Sie damit den Gemeinschaftssinn und die Solidarität unter den Menschen, etwas, was wir heute sehr vermissen? An die Adresse der Urheber dieser Ausstellung: Nehmen Sie eine große Wand und je ein Foto eines Ferienlagers. Sie werden erstaunt sein, wie sich die Relationen zwischen Neptunfest und Gasmaske verändern (5000:1). Noch ein Hinweis: Forschen Sie zukünftig tiefgründiger, objektiv und angemessen.

Sehr geehrte Frau Irmscher,

vielen Dank für Ihre Wortmeldung. Uns war beim Erarbeiten der Ausstellung bewusst, dass sie unterschiedliche Reaktionen hervorrufen wird. Sie können versichert sein, dass wir tiefgründig und wissenschaftlich valide geforscht haben.

Haben Sie sich die Ausstellung schon angesehen oder beziehen Sie sich auf den Artikel in der MAZ, der die Überschrift „Neptunfest und Gasmaske“ trug? Der Artikel wird der Ausstellung und auch dem Thema Ferienlager leider nicht gerecht. Unsere Ausstellung behandelt auf 16 Thementafeln die unterschiedlichsten Aspekte der Ferienlager, ihre Entstehung, die inhaltliche Ausrichtung und auch ihre Spezialisierung in Pionier- und sogenannte Spezialistenlager. Dabei stehen die Freude und der Spaß aller Akteure ganz klar im Vordergrund, aber Ferienlager waren eben auch Teil der staatlichen Erziehung und unterlagen staatlichen Vorschriften. Welche das waren und wie weit diese Einfluss genommen haben, können Sie sich gern bei uns im Haus anschauen. Auf 120 Fotos zeigen wir den Alltag in den Ferienlagern, auch abseits von Neptunfest und Gasmasken. Ehemalige Lagerleiter, die ebenfalls den Zeitungsartikel gelesen haben, waren schon hier und haben uns, nachdem Sie die Texte gelesen haben, versichert, dass wir das Thema ausgewogen dargestellt haben. Sollten Sie anderer Meinung sein, hören wir uns Ihre Argumente gern auch in einem persönlichen Gespräch an. Kommen Sie gerne vorbei, wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ihre Landeszentrale

 

Dieser Artikel zeigt wieder ganz deutlich - in der DDR war ALLES Schei...
Und genau das ist es, was uns Ossis aufregt.
Wir haben die DDR erlebt, wissen wie es war, mit Höhen und Tiefen, unbestritten,
aber es ko... uns an, wenn uns von Leuten, die gar nicht dabei waren, ständig gesagt bekommen, "wie es wirklich war."
Das ist einfach nur traurig. Bei jeder historischen Betrachtung kommt am Ende immer das negative auf den Tisch. Wie oft wird man denn in der gelobten Demokratie über den Tisch gezogen. Die sozialen Unterschiede steigen rasant. Man stelle sich mal vor, das wäre auch alles, was in hundert Jahren von der Demokratie bleibt. Wie würden das die Macher solcher Ausstellungen finden? Würden sie sich und ihre Erinnerungen so sehen?
Also, die DDR Ferienlagen waren eine tolle, für Kinder einfach nur eine schöne Sache, die den Gemeinschaftssinn und die Zusammengehörigkeit gefördert haben. Punkt. Da könnte unsere Gesellschaft zur Abwechslung mal was von der DDR lernen.
(Das Lager der Stasifunktionäre kannten wir nicht. Wird es schon gegeben haben, wie die Fotos zeigen. Na und. Hat uns nicht tangiert.)
Das mindert nicht die Freude, die wir in den Ferien hatten, und das sogar ganz unpolitisch! Ich muss es wissen. Ich war oft genug dabei!!
Unabhängig davon. In der DDR wurden Kindern auch noch ganz normale menschliche Werte vermittelt. Man lese sich z.B. nur mal die Pioniergesetze durch. Was war daran wieder schlech? Heute vermisst man so etwas eher.
Ich hoffe, man wird in hundert Jahren die Geschichte objektiver betrachten.

Möglicherweise ist es gar nicht so verkehrt, wenn Menschen Dinge ergründen, die nicht beteiligt waren.
Die eigene Erinnerung und Sichtweise ( möglicherweise sogar wirkliche Erfahrung) kann nie so objektiv sein, wie der Gesamtüberblick.
Ich persönlich habe Ferienlager gehasst, und habe mich an genau den ganzen Dingen gestört, die Sie nicht tangiert haben. Jedoch sehe ich, dass es offenbar viele gab, denen es gefallen hat. Ich kann also nicht hingehen und sagen, meine Sichtweise wäre die richtige.
Was war an den Pionierregeln schlecht? Was ist an den 10 Geboten schlecht? Ganz genau - die Ausschließlichkeit und die Umsetzung. Wer nicht 100% nach diesen Regeln gelebt hat, wurde ausgegrenzt und (neudeutsch) gemobbt. Und, nein ich habe das nicht aus Erzählungen, sondern habe es selbst miterlebt. Nicht als Opfer, aber als sehr dichter Beobachter. Wenn sich die Klasse gegen jemanden stellen soll ( von den Lehrern initiiert), nur weil dieser nicht in die FDJ eintreten wollte, weil die Eltern in der Kirche waren, dann nützt es auch nichts, wenn die Lehrer im privaten Rahmen das eigentlich auch nicht toll fanden.
Zum Thema Ferienlager zurück kommend: ich kann nicht einschätzen, wie es in anderen Ferienlagern war ( ich war nur 1x in Steinförde, und einmal in Polen zum Austausch) aber bei uns gab es Fahnenappell, es gab Lagerwachen, die mich an Militär erinnerten ( fehlte nur das Gewehr), und es gab Übungen, die ebenfalls in diese Richtung gingen. Das wog dann auch das Neptunfest, die Disco oder der Kinoabend nicht auf. Einzig der Besuch in Ravensbrück war auch im Rückblick sinnvoll.

Neuen Kommentar hinzufügen

Eingeschränktes HTML

  • Erlaubte HTML-Tags: <a href hreflang> <em> <strong> <cite> <blockquote cite> <code> <ul type> <ol start type> <li> <dl> <dt> <dd> <h2 id> <h3 id> <h4 id> <h5 id> <h6 id>
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.