„Gegen den Strom“ – eine Publikation über alternative Jugendliche in Brandenburg

Nachdem ich von Nazis angegriffen wurde, hat mein Vater gesagt: Endlich hast du es mal gemerkt. Meine Mutter sagte: Warum machst du auch so eine Scheiße, zieh dich doch mal vernünftig an.

Dieses Zitat eines alternativen Jugendlichen aus Brandenburg ist in einer lesenswerten Publikation abgedruckt, die der Verein Opferperspektive kürzlich veröffentlichte. Das 30-seitige Heft können Sie hier (auch als PDF-Dokument) lesen.

Vorgestellt werden fünf verschiedene alternative Jugendprojekte: der „Internationale Jugendverein“ und das „Grenzenlosfestival“ in Guben, die Projektgruppe „Schule ohne Rassismus“ in Lübben, der Verein „Es geht auch anders“ in Finsterwalde sowie das selbstverwaltete Jugendzentrum „Horte“ in Strausberg. Die Berichte beruhen auf Gesprächen mit den beteiligten Jugendlichen, die allerdings redaktionell „bearbeitet und zusammengefasst“ wurden.

Auch wenn in den Medien eher über rassistisch motivierte Gewalttaten berichtet wird, sind alternative Jugendliche oft massiven Einschüchterungsversuchen von Neonazis ausgesetzt. So heißt es im Schlusswort der Publikation: „Die meisten der rechts motivierten Übergriffe, die die Opferperspektive im Jahr 2006 zählte, galten Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen, die sich von der rechten Szene abgrenzen.“

Wie aus vielen Äußerungen der befragten Jugendlichen hervorgeht, finden die Opfer leider oft wenig Unterstützung in ihrem Umfeld. Rechtsextreme Übergriffe werden häufig verharmlost, manchmal wird sogar den Opfern die Schuld zugeschoben: Man solle doch etwas vorsichtiger sein, besser den Aufnäher an der Jacke abmachen, sich einen ordentlichen Haarschnitt zulegen … Die Verfasser des Heftes verweisen auf die Gefahren derartiger Argumentationsmuster: „Dadurch wird der Einfluss der Rechten auf Werte und die Definition, welches Verhalten als Provokation gilt, ungewollt unterstützt.“

Aus diesem Grunde halten es die Autoren für „wichtig, die Jugendlichen in ihrer bewussten Opposition zur rechten Szene zu fördern“, um so dem rechtsextremen Bestreben zur Errichtung „national befreiter Zonen“ entgegenzuwirken:

„Alternative Räume und Angebote für nicht-rechte Jugendliche sind eine notwendige und wichtige Strategie gegen eine rechte Hegemonie.“

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