Weihnachten multikulturell

Stille Nacht, heilige Nacht - für Christen in aller Welt gehört Weihnachten zu den wichtigsten Festen. Welchen Stellenwert aber hat es in multikulturellen Gesellschaften wie Deutschland?

Jerusalem - Schnittpunkt dreier Weltreligionen
© Berthold Werner

Jerusalem - Schnittpunkt dreier Weltreligionen. 

Deutschland ist ein Zuwanderungsland mit einer großen religiösen Vielfalt. Neben den Gemeinschaften der drei großen monotheistischen Weltreligionen - Judentum, Christentum, Islam - gibt es noch mehr als 70 weitere Religionsgemeinschaften, darunter Ahmadiyya, Bahai, Buddhisten, Hindus und Sikhs. Rund 60 Prozent der Bevölkerung - zirka 50 Millionen Menschen - sind Christen, die entweder der römisch-katholischen Kirche angehören oder Mitglied einer evangelischen Landeskirche sind. Weitere 1,4 Millionen gehören zu den orthodoxen Christen und ebenso viele Gläubige zu christlichen Freikirchen und Sondergemeinschaften. Der Islam ist mit zwischen 4,4 und 4,7 Millionen Anhängern (Stand: Ende 2015) die zweitgrößte Religion in Deutschland. Sehr klein ist dagegen die jüdische Gemeinde mit rund 110.000 Mitgliedern. Gut 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sind konfessionslos, in Brandenburg sind es mehr als 80 Prozent.

Was bedeutet Weihnachten in einer multikulturellen Gesellschaft?

Zwischen 5,4 bis 5,7 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind Muslime (Stand: Ende 2015). Weihnachten ist für sie kein Feiertag, denn im Islam gibt es nur zwei verbindliche Feste: das Opferfest, das im Rahmen der Pilgerfahrt stattfindet und das Fest des Fastenbrechens, das zum Abschluss des Monats Ramadan gefeiert wird.

Dennoch sind weihnachtliche Bräuche in der islamischen Welt gut bekannt. Doch werden diese eher mit dem Start ins neue Jahr verbunden. So verteilt der „muslimische“ Coca-Cola Weihnachtsmann seine Geschenke unter den Kindern an Silvester. Trotzdem gibt es viele muslimische Familien in Deutschland, die Bräuche des Weihnachtsfestes teilen, zum Beispiel am 25. Dezember die Gans als Weihnachtsessen mit der Familie.*

Die jüdische Gemeinde feiert jedes Jahr in der Winterzeit Chanukka, das traditionelle Lichterfest.*  Dass sich auch hier weihnachtliche Traditionen finden, spiegelt sich sinnbildlich in dem schönen Wort „Weihnukka“ wieder. Seit dem 19. Jahrhundert feierten viele deutsche jüdische Familien Weihnachten als säkulares Fest oder übertrugen weihnachtliche Bräuche auf ihr Chanukka-Fest. So entstanden Kippas im Weihnachtsmann-Look oder auch der Chanukka-Kranz. Süßigkeiten für die Kinder gibt es ebenfalls. 

Den Kindern zuliebe - auch Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften in Deutschland feiern wegen ihnen zur Weihnachtszeit. Oft wird dabei der eigene Glaube viel weniger dogmatisch gesehen, als vielfach angenommen.*

Besondere religiöse Toleranz ist allerdings auch häufig nicht nötig, denn fast alle Weihnachtstraditionen wie Baum, Weihnachtsmann und Lebkuchen haben ohnehin keinerlei christlichen Gehalt. Sie verbreiten einfach eine gute Stimmung. 
Vermutlich liegt darin auch ein Grund, warum auch Konfessionslose in Deutschland alle Jahre wieder um die Weihnachtszeit in die Kirchen gehen. 

Das Ende des Jahres ist bei einer allgemein sinkenden Religiösität in jedem Fall eine kulturell bunte Zeit mit oft überraschenden Erlebnissen wie das nachstehende Video zeigt.

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Von der Landeszentrale empfohlenes Video. Beim Laden werden Daten an externe Dienstleister hergestellt. Weiteres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

 

Illustration eines Doms, einer Kirche von Anne Baier, ByeByeSea.com
© Anne Baier, ByeByeSea.com

Kurze Geschichte des märkischen Glaubens       

Einen Rat zum Umgang mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen hat der Alte Fritz hinterlassen: »Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der fiscal nuhr das auge darauf haben, das keine der andern abruch Tuhe, den den hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden!«

Dezember 2012 (zuletzt bearbeitet von Landeszentrale im Dezember 2017)

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Kommentare

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Als sogenannter Konfessionsloser feiere ich mit meinen Kindern und meinen Eltern Weihnachten als ein Familienfest, an dem man gemeinsam auf das zurückgebliebene Jahr, insbesondere auf unternommene Anstrengungen und Erreichtes blickt.

In die Kirche aber gehen wir nicht. Wie kommen Sie darauf, dass Konfessionslose Weihnachten in die Kirchen strömen?

Strömen nicht eher viele Christen, die das Jahr über keinen Kirchgang vornehmen, Weihnachten in die Kirche?

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Schöppner

Ich bin nicht getauft, weil meine Eltern konfessionslos sind. Wir sind jedes Jahr in die Kirche zu Weihnachten gegangen und ich kenne viele Religionslose, die auch nur zu Weihnachten hingehen. Ich kann das also bestätigen, alle Jahre wieder...

Lieber Herr Schöppner, liebe/r Post89,

es scheint gerade an Weihnachten wohl beide Erfahrungen zu geben: Menschen mit und ohne Religion füllen die Kirchen, sicher aus unterschiedlichen Beweggründen, nicht zuletzt aber auch, weil es historische Gründe dafür gibt. Wo auch immer Sie feiern, wir wünschen friedvolle Tage. Herzlich, Ihre Landeszentrale

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