Über die Texte und Bilder

Annemarie Lahr-Eigen, 18 Jahre: „Ahnungslos?“
Annemarie Lahr-Eigen, 18 Jahre: „Ahnungslos?“

Zu den Bildern

Wie malt man Entsetzen, Fassungslosigkeit, Qualen und Leid? Wie findet man eine Bildidee, die das Gesehene, Gedachte und Gefühlte auch angemessen ausdrückt? Dieser besonderen Herausforderung stellten sich die Jugendlichen.

Zu Beginn des Workshops gingen sie der Frage nach: „Was hat mich besonders berührt und mit welchem Bildinhalt und in welcher Technik kann ich es darstellen? Grundlagen waren die eigenen, in Sachsenhausen gemachten Fotos und Skizzen. Anregungen fanden sie u.a. in von uns bereit gestellten Dokumentationen und in Katalogen von Künstlern, die sich mit Krieg, Tod und (faschistischer) Gewalt auseinandergesetzt haben. Beim Skizzieren, Diskutieren, Experimentieren, Suchen und Finden entwickelten sie schließlich Ideen, die sich am Ende auf selbstgebauten und mit Nessel bespannten Rahmen zu Malereien, Collagen und Montagen verdichteten.

Alle Jugendlichen haben schließlich ihr Bild „gefunden“, und alle waren sich einig: Diese Art des Erinnerns und Nachdenkens – nämlich die persönliche Betroffenheit im eigenen künstlerischen Schaffen zu verarbeiten und auszudrücken – war für sie ein besonders anregender und intensiver Weg, der ihrer Meinung nach von noch mehr jungen Menschen beschritten werden sollte.


Dorothea Neumann
KiK e.V.

Zu den Texten

Sechs Jugendliche, alle mit Schreiberfahrung, reisten im November 2006 nach Oranienburg, bezogen Quartier im gerade eröffneten Haus Szczypiorski und waren ein wenig verunsichert. Sie wollten und sollten sich das Museum für das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen ansehen und Worte finden, um über diesen Ort zu schreiben. Einen Ort, zu dem sie zunächst keine persönliche Beziehung hatten, der aber emotional stark berührt.

Es wurde wenig geredet an diesem Wochenende. Aber stumm blieb niemand. Die Worte erschienen auf dem Papier, wurden hin und her bewegt, durchgestrichen, neu formuliert, vorgelesen, diskutiert.

Zwischendurch schauten wir noch einmal genauer hin, lauschten den vermeintlich stummen Zeugen in den Ausstellung und schrieben wieder.

Die Texte, die entstanden sind, legen Zeugnis davon ab, dass es möglich ist, 60 Jahre „danach“ einen persönlichen Zugang zu dem zu finden, was Geschichte geworden ist. Sie legen auch Zeugnis davon ab, wie schwierig es ist, den gedanklichen Weg, den ein junger Mensch dabei zurücklegt, oder das Ziel dieses Weges, in Worte zu fassen. Diese Texte verdienen Hochachtung und öffentliche Beachtung, die ihnen mit diesen Seiten zuteil wird.


Carmen Winter
Autorin und Projektleiterin der Schreibwerkstatt

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