Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt

Was macht ein bedingungsloses Grundeinkommen mit uns, was macht es mit der Gesellschaft? Philip Kovce und Daniel Häni haben ein Buch darüber geschrieben und in der Landeszentrale vorgestellt. Wir haben nachgehakt…

Die Autoren Philip Kovce und Daniel Häni bei der Diskussion am 12. Oktober 2016 in der Landeszentrale "Was fehlt, wenn alles da ist?" Foto: Frank Heckel

Nennen Sie uns drei Gründe, warum Sie für das bedingungslose Grundeinkommen sind.

Häni: Es ist sozialer. Es ist liberaler. Es ist demokratischer.

Kovce: Gründe sind Sackgassen. Gründe gibt es für und gegen alles. Ich will verstehen, warum wir den Weg des bedingungslosen Grundeinkommens noch nicht beschreiten wollen.
 

Warum ist die Schweizer Volksabstimmung über das bedingungslose Grundeinkommen am 5. Juni 2016 gescheitert?

Häni: Demokratie ist kein Gewinnspiel. Gescheitert wäre die Volksabstimmung, wenn sie nicht stattgefunden hätte. Das ist die Situation in Deutschland. Die Abstimmung in der Schweiz hat gezeigt, dass zwar eine Mehrheit von 77 Prozent nicht möchte, dass die anderen ihr Leben und ihre Arbeit zunehmend selber bestimmen können. Die gute Nachricht aber ist, dass ebenfalls eine Mehrheit von 69 Prozent damit rechnet, dass es eine zweite Volksabstimmung geben wird. Sogar eine Mehrheit derjenigen, die bei der ersten Abstimmung Nein gesagt haben, rechnet damit. Das Thema ist also definitiv lanciert. Das bestätigt auch das große internationale Medienecho der Schweizer Abstimmung.
 

Was wären die Voraussetzungen für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland?

Kovce: Das Gespräch darüber, was wir eigentlich wollen, ist die Grundvoraussetzung jeder Richtungsentscheidung. Dieses Gespräch kennzeichnet eine demokratische Kultur. Da das Grundeinkommen ein solches Gespräch fördert, fördert es die Weiterentwicklung der Demokratie. Das Grundeinkommen überfordert die Parteien, weil es eine unparteiische Idee ist. Wir sollten die Parteien künftig entlasten, indem wir über unparteiische Ideen direkt abstimmen.
 

Viele Leute behaupten, das bedingungslose Grundeinkommen sei utopisch, weil es nicht finanzierbar sei und niemand mehr arbeiten ginge.

Kovce: Wer meint, dass mit einem Grundeinkommen niemand mehr arbeiten ginge, der geht davon aus, dass heute niemand das tut, was er will. Umso dringender bräuchten wir ein Grundeinkommen, damit wir endlich besser arbeiten können! Wer das tut, was er will, arbeitet besser als jener, der tun muss, was er soll. Das Grundeinkommen ist für jeden finanzierbar, der die anderen nicht fälschlicherweise für faul hält.
 

Wer macht dann all die schmutzigen und monotonen Arbeiten, die nicht das Selbstverwirklichungspotential bieten, welches das Grundeinkommen ermöglichen soll?

Häni: Monotone – also berechenbare – Arbeiten werden künftig immer mehr von Robotern übernommen. Schmutzige Arbeiten sind oftmals Arbeiten, die den Schmutz wegmachen. Diese Arbeiten müssen wir in Zukunft besser wertschätzen. Dann würden wir sie auch weniger als schmutzig ansehen.
 

Was würden Sie persönlich tun, wenn das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt würde?

Häni: Das Gleiche, aber besser.

Kovce: Ich würde verständnisvoll und verständnislos auf eine Epoche zurückblicken, die sich mit dem Grundeinkommen so lange so schwergetan hat.

Landeszentrale, Oktober 2016

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