
Der Iran taucht in unseren Medien vor allem auf, wenn von Krisensituationen, geheimen Atomprogrammen und angespannten diplomatischen Verhältnissen die Rede ist. Einen Einblick in den unbekannten Alltag der Menschen des scheinbar so bedrohlichen Landes, gewährt Ulrich Ladurner mit seinem Buch. Er hat sich am Asadi-Platz in der Millionenstadt Teheran umgesehen und die Geschichten seiner Bewohner gesammelt.
Von der Entwicklung vom Ladenbesitzer zum Heiligen, von mutigen Frauen und skeptischen Fabrikanten ist dort zu lesen. Er erzählt von einem halben Jahrhundert iranischer Geschichte, wie die Menschen unter der Herrschaft des Schahs litten, wie sie die Revolution der Mullahs erlebten und wie es heute, an der Schwelle zu einem neuen Krieg, um sie steht. Die Vermischung von historischen Fakten und persönlichen Schicksalen schärfen den Blick auf den Iran und bauen vorhandene Klischees ab.
Gast: Ulrich Ladurner, Autor
Ulrich Ladurner, geboren 1962 in Meran/Südtirol, studierte Politikwissenschaft und Geschichte in Innsbruck. Er arbeitete als Journalist in Wien, Zürich, Rom und schrieb von 1992 bis 2000 vor allem über die Kriege auf dem Balkan. Seit 1999 berichtet er als Auslandsredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT u. a. aus Lateinamerika, Irak, Iran, Afghanistan und Pakistan.
Teilen auf
Kommentare
Kommentierengutes Thema, guter Gast
Es war eine sehr schöne Veranstaltung in entspannter Atmosphäre, die auch gut besucht war - leider fast ausschließlich von älterem Publikum.
Herr Ladurner hat eine gute Auswahl aus kleinen Geschichte getroffen und angenehm vorgelesen. Nicht jeder gute Autor ist auch ein guter Geschichtenerzähler. Zum Glück ist Ulrich Ladurner beides.
Die Einschübe und kurzen Erklärungen haben dafür gesorgt, dass man die kurzen Leseproben auch ohne Kenntnis des gesamten Buchs verstehen konnte.
Beim anschließenden Frageteil hat sich das Publikum rege beteiligt und viele politische Fragen, z. B. zum Atomprogramm und zum Verhältnis zwischen Iran und USA bzw. Israel gestellt. Daran sieht man, dass Hr. Ladurners Hintergedanke, die Geschichte des Iran in Erzählform zu vermitteln und die Menschen gleichzeitig für die aktuelle politische Lage dort zu interessieren, aufgegangen ist. Bei seinen Antworten schien durch, dass er große Sachkenntnis besitzt und sehr kritisch und offen ist - es kann nicht eine Meinung zum Iran geben. Schon allein, weil Regime und Bevölkerung viel zu weit voneinander entfernt sind, um sie gemeinsam zu beurteilen.
Fazit: Gut, dass der Iran einmal nicht nur auf sein Atomprogramm und die Mullahs reduziert wurde!
Neuen Kommentar hinzufügen