In der Vergangenheit wurde viel über Inoffizielle Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) geforscht und publiziert, wenn es um die Frage der Informationsbeschaffung ging. Das MfS sammelte aber auch auf anderen Wegen seine Informationen: z. B. über Auskunftspersonen in den Wohngebieten, Partner bei der Polizei und auch durch offizielle Kontakte in Staat, Wirtschaft und gesellschaftliche Organisationen hinein. Insofern kann man von der DDR als einer indiskreten Gesellschaft sprechen. Das Handeln des Einzelnen ist dagegen sehr unterschiedlich zu bewerten. Keineswegs alle Informanten waren Denunzianten.
Das MfS tat vieles, um die Informationsweitergabe als legitim erscheinen zu lassen. Der Blick auf die Informantengruppen zeigt, dass die MfS-Überwachung kein abgeschottetes System, sondern mit den anderen Formen sozialer Kontrolle in der DDR verzahnt war. Neue Erkenntnisse zu den Nomenklaturkadern zeigen ihre Bedeutung im Zusammenspiel mit der Geheimpolizei. Im Unterschied zu den IM konnten sie nicht nur Informationen geben, sondern auch handeln. Das richtet den Fokus auf die eigentlichen Systemträger.
Vortrag und Buchvorstellung mit: Dr. Helmut Müller-Enbergs, Studium der Politologie in Münster und Berlin, promoviert in Chemnitz, seit 2008 außerordentlicher Professor an der Syddansk Universitet.
Moderation: Ulrike Poppe, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Menschen unter Diktaturen“ laden die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, die Gedenkstätte Lindenstraße für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert und die Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 herzlich ein.
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