Zum Gedenken an den 9. November in Brandenburg und der Frage: Ob und wie hat sich die Erinnerungskultur unter den Eindrücken der NSU Mordserie verändert?
Wenn Gedenktafeln an jüdischen Synagogen beschmiert, Denkmäler beschädigt und Aufmärsche angekündigt werden, ist der 9. November meist nicht weit. Nicht viel anders in diesem Jahr: In Frankfurt/ Oder demonstrierten Nazis am 10. November, in Schwedt wurden Orte des Gedenkens angegriffen, von weiteren ‚kleineren‘ Delikten in anderen Städten nicht zu sprechen. Unablässig – zum Glück – wehren sich engagierte Bürger und ganze Gemeinden friedlich mit Gedenkveranstaltungen und Kundgebungen.
Alles wie immer. Oder? Mit Blick in die Zeitungen werde ich in dem Gefühl bestärkt, dass sich dieses Jahr am 9. November doch etwas geändert hat. Neben den Artikeln zu Gedenkveranstaltungen findet sich in allen Medien vor allem eine Name: Beate Zschäpe. Vor fast genau einem Jahr wurde die Mordserie der NSU bekannt, ein Jahr später sitzt nun die mutmaßliche Rechtsterroristin auf der Anklagebank.
Es ist ein Zufall. Und trotzdem liegt der Verdacht nahe, dass nicht ohne Grund mehr Bürger denn je z.B. an der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen von 1938 in Frankfurt/Oder teilgenommen haben, oder in Lehnin dem Mord an Rolf Schulze, der 1992 im November von Rechtsradikalen getötet worden war, gedacht wurde.
Nicht im Mindesten ist dies gemeint als ein Vergleich historischer Ereignisse. Vielmehr wirkt es, als sei im Angesicht der jüngsten Verbrechen die Vergangenheit wieder ein Stück näher ins Jetzt gerückt, wie eine mahnende Warnung, die Geschichte nicht noch einmal Gegenwart werden zu lassen.
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