Als sich Hans-Hendrik Grimmling in seinem letzten Studienjahr bildnerisch mit den Ereignissen des chilenischen Militärputsches im Jahr 1973 auseinander setzte, ahnte er wohl nicht, dass sowohl Land und Thematik auf seinem weiteren Weg als Künstler noch eine gewichtige Rolle spielen würden.
Chile war für den Maler ein "Gefühl von weiter Welt", das Schicksal des ermordeten Sängers Victor Jara erschien ihm als "Metapher vom Martyrium der Kunst". Schon früh weiß er, dass gute Kunst Freiräume benötigt, sich immer von jeglicher Bevormundung befreien muss. Deshalb erscheint die Konfrontation des Künstlers mit den Offiziellen des ostdeutschen Staates, die die Entwicklung seiner Bildwelten und -sprache argwöhnisch beobachteten, fast folgerichtig. Ein entscheidender Vorstoß auszuloten, wie weit sich Grenzen im Kunstbetrieb der DDR verschieben lassen, war die Organisation des "1. Leipziger Herbstsalons" im Jahr 1984.
Gemeinsam mit Künstlerfreunden mietete Grimmling Räumlichkeiten in einem Leipziger Messehaus an, wo nun für einige Wochen Installationen, Skulpturen, Objekte, Bilder zu sehen waren, die sich in Form und Präsentation deutlich von der staatlich geförderten Kunstauffassung unterschieden. Zwar wagte die Kulturbürokratie diese halblegale Ausstellung nicht sofort zu schließen, aber man ließ keinen Zweifel daran, dass dieser "Salon" der einzige bleiben würde.
Das staatliche Droh- und Einschüchterungspotential verdeutlichte den Beteiligten, dass es für sie kaum noch Möglichkeiten der freien künstlerischen Entfaltung geben würde. Diese Erfahrungen veranlassten Hans-Hendrik Grimmling einen Ausreiseantrag zu stellen. Auch nach dem Verlassen der DDR reibt er sich an gesellschaftlichen Verhältnissen.
Die Bildmotive werden in der Form reduzierter. Zeichen und Symbole, in kräftigen, satten Farben aufgetragen, vermitteln in ihrer Kompaktheit und kraftvollen Komposition Botschaften, die fernab von tagespolitischer Aktualität das Verhältnis des Malers zu seiner Umwelt reflektieren. Bildgegenstände wie Kreuz, schwarzes Band, Gordischer Knoten und in letzter Zeit das Segelmotiv bilden gemeinsam mit der reduzierten Farbpalette, die eindeutig vom Schwarz beherrscht wird, ein Instrumentarium der Darstellung, das der Künstler nuancenreich und eindrucksvoll nutzt.
Im Sommer 2005 erhält Hans-Hendrik Grimmling Gelegenheit seinen "Argonautenzyklus", von dem Teile in unserer Ausstellung zu sehen sind, in Chile zu zeigen. Die Reise ist für ihn Anlass, über das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart zu reflektieren. Er stöbert in alten Arbeiten und ein Fotoabzug seiner "Juntamusik" begleitet ihn nach Santiago de Chile, wo er das Foto der Witwe Victor Jaras schenkt. Diese Begegnung mit Joan Jara bezeichnet der Maler als einen emotionalen Höhepunkt seiner Reise.
An das Leipziger Museum, wo sich das Original des Gemäldes befindet, schreibt Grimmling, dass das "Bild jetzt am richtigen Ort sei."
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