Feminismus von rechts?

Feminismus und rechtes Weltbild, das beißt sich. Frauenrechte, Gleichberechtigung, Emanzipation - die Themen klingen fortschrittlich und zeitgemäß. Doch das sind sie nicht, wenn sie aus der rechten Szene kommen.

"Feminismus ist ein Frauenfeind". Es sei an der Zeit für die Frauen, sich ihre Freiheit zurück zu erkämpfen. So machte sich die bekannte Fernsehmoderatorin Ruth Moschner vor einiger Zeit öffentlich Luft. Krampfhaft würden Frauen versuchen, die Eigenschaften beider Geschlechter zu vereinen, Arbeit und Haushalt, Studium und Kinder.

Es wurde ja aus Sicht der Frauen sehr viel erreicht. Wahlrecht, freie Berufswahl, Mutterschutz, Chancengerechtigkeit... Es stellt sich aber die Frage, ob die einstmals berechtigte 'Emanzipation' auch heute noch den berechtigten Ansprüchen und Sorgen der Frauen entspricht... Feministinnen verwechseln zunehmend Gleichberechtigung mit Gleichmacherei."

Nein, dieses Zitat ist nicht von Moschner, sondern eine Äußerung von Katrin Köhler im März 2010. Damals war sie noch sächische Landesvorsitzende des Rings Nationaler Frauen (RNF), der Frauenorganisation der rechtsextremen NPD. Sie sitzt als Stadträtin für die NPD in Chemnitz, fährt gelegentlich mit Schlagstock und Reizgas im Auto zu Wahlkämpfen.

Nun hat Moschner nichts, aber auch gar nichts mit rechtem Gedankengut gemeinsam. Ihr Ausbruch ist hier aber ein Beispiel dafür, wie schwer es ist, ideologiefreie persönliche Entrüstung von Weltanschauungsparolen aus der rechtsaußen Szene zu unterscheiden. Denn diese setzen bei Themen an, die viele Menschen in der Gesellschaft interessieren. Die Rolle, die Männer und Frauen in einer Gesellschaft spielen sollen, ist eins davon.

Frauen sind unter Rechtsextremen deutlich weniger als Männer vertreten. Sie sind aber nicht unwichtig in der Außenwirkung einer Szene, die ansonsten eher mannbetont und kämpferisch daher kommt. Die Rollenverteilung im rechtsextremen Weltbild scheint dabei klar: Die Frau hält dem Mann den Rücken frei, bekommt Kinder und erzieht diese im so genannten nationalen Sinn.

Das war zumindest bisher so. Die Nürnberger Soziologin Renate Bitzan warnt indessen davor, Frauen in der rechten Szene als einheitlichen Block zu sehen. Auch unter extrem rechten Frauen gebe es unterschiedliche Ansichten darüber, was eine Frau kann, darf, soll. Sie treten mit Themen an die Öffentlichkeit, die auch nicht-rechte Frauen beschäftigen: Familienförderung, Pornografie, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch. Auf Facebook sind diese Themen für rechte Kampagnen genutzt worden.

Formiert sich da eine rechte Frauenbewegung, kann man von einem "Feminismus von rechts“ sprechen? Der Journalist und Rechtsextremismus-Experte Toralf Staud hat diese Frage gestellt. Nein. Die Antwort von Bitzan, die seit vielen Jahren zu dem Thema forscht, war eindeutig. Selbst den Begriff "Feminismus" lehnt sie in diesem Zusammenhang ab. Zutreffender sei die Bezeichnung "sexismuskritischer Nationalismus".

Damit ist zugleich der ideologische Kern kritischer Frauenstimmen in der rechten Szene benannt. So würden die Autonomen Nationalisten zwar mit modernen Frauenbildern arbeiten. Auf Aufklebern und so weiter zeigen sie gern junge, coole Frauen. Doch offenbar ist das nur Fassade, so Bitzan.

Das tatsächliche Geschlechterverhalten ist ein anderes: Als vorübergehende Lebensphase wird politischer Aktivismus akzeptiert, aber nach ein paar Jahren bekommen die jungen Frauen zu hören, dass es jetzt mal langsam Zeit werde, Kinder zu bekommen und eine gute Mutter zu sein.

Rechte Frauen nutzen gelegentlich den Begriff Feminismus für sich selbst. Der Mädelring Thüringen etwa, eine Frauengruppe innerhalb der Neonazi-Kameradschaftsszene, veröffentlichte vor einigen Jahren ein Manifest zum "Nationalen Feminismus", und ihr Motto lautete: "Deutsche Frauen wehrt euch - gegen das Patriarchat und politische Unmündigkeit". Diese Kritik richtete sich sehr stark auch gegen die eigene Szene. Doch auch bei ihnen bildeten Rassismus und Nationalismus die große ideologische Klammer, betont Renate Bitzan.

Wie kann sich der Feminismus abgrenzen und einer möglichen Vereinnahmung von rechtsaußen vorbeugen?

Genau hinschauen, das wäre ein erster Schritt, um sich abzugrenzen von einem Feminismus, der keiner ist. Wenn etwa Katrin Köhler, die schon genannte NPD-Stadträtin und nationale Ringfrau aus Chemnitz, scheinbar offen fragt, "Ist der Internationale Frauentag noch zeitgemäß?", dann ist das eine durchaus berechtigte Frage. Seit einigen Jahren mehren sich zu diesem Tag die Stimmen von jungen Frauen, die ihn für überflüssig halten. Gerade in den westlichen Industrieländern gebe es genug Frauenrechte. Was Katrin Köhler darunter versteht, liest sich indessen so:

Heute für Frauenrechte einzustehen, bedeutet ... vor allem, dafür zu streiten, dass Frauen die ihnen von der Natur zugedachte Aufgabe als Mutter selbstbewusst wahrnehmen können, ohne hierfür als 'Heimchen am Herd' abqualifiziert zu werden..."

Wahre Gleichberechtigung für die moderne Frau und Mutter in einer nationalen Solidargemeinschaft, dafür wirbt der RNF auf der Webseite der sächsischen NPD. National, wahr und zweckbestimmt. Genau das aber ist es, was den Feminismus von angeblich feministischen Bekundungen von rechts unterscheidet. Feminismus richtet sich gegen die Diskriminierung und Benachteiligung aller Frauen, überall auf der Welt, ohne Wenn und Aber. Gleichberechtigung und rechtsextremes Weltbild, das sind zwei Schuhe, die nicht zusammen laufen können.
 

Landeszentrale, März 2014

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Der klassische Feminismus ist ein Feminismus von links der Gleichstellung mit dem Mann fordert, d.h. die Frau passt sich durch Doppelbelastung, bezahlte Kinderbetreuung (durch andere Frauen) oder nicht-Mutterschaft an die Welt der Männer an. Dieser Feminismus hinterfragt das patriarchale System nicht sondern möchte auch etwas vom Kuchen der Macht und Herrschaft durch Ausbeutung und Unterdrückung der Natur ab haben. In einem System in dem die Frau frei ist gibt es keine Herrschaft, weder über die Natur noch über andere Menschen.

Mir ist es auf jeden Fall kein Rätsel warum es nicht auch solche feministischen Gedanken von rechts geben soll. Das Mutterbild im Nationalismus war das einer Soldaten-Gebärmaschine. Dieses reduzierte Mutterbild und die Begrifflichkeit was eine Mutterschaft eigentlich bedeutet wurde in Deutschland nicht aufgearbeitet sondern es wird durch den Feminismus Zunehmens tabuisiert.

Solange wir ein androzentrisches Weltbild haben was vom sogenannten "Muttermord" durch Institutionen und Technologie besessen ist, wird das Problem der Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen bleiben. Das scheinen auch die Großteile der linken Feministinnen noch nicht verstanden zu haben. Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Mariam Irene Tazi-Preve hat viel dazu geschrieben. Sie durchleutet das Problem in ihren Veröffentlichungen von allen Seiten und zeigt auf wie die vermeintliche Gleichberechtigung durch Gleichstellung eine Sackgasse ist, in der sich Frauen zu Komplizinnen in der Zerstörung unser aller Lebensgrundlage machen.

Wir müssen als Frauen diesen Wahnsinn erkennen und den Bann des Androzentrismus brechen. Wir dürfen uns nicht die Mutterschaft wegnehmen lassen. Wir müssen unsere Haushalte matriarchal organisieren und nicht weiter in Kernfamilien versauern. Die Nachhaltigkeitskrise zeigt uns ganz deutlich, dass wir so nicht weitermachen können. Wir ermorden unsere Mutter Erde.

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