Mehrheitlich teilte die jüdische Bevölkerung den euphorischen Patriotismus des Deutschen Kaiserreiches am Vorabend des Ersten Weltkrieges 1914. Viele jüdische Männer verstanden einen besonders tapferen Einsatz im Heer als Chance für eine beschleunigte Integration. Doch die im Oktober 1916 vom Kriegsministerium angeordnete statistische Erhebung über die "Dienstverhältnisse aller deutschen Juden" schockierte die Betroffenen und belegte zugleich das bis in höchste Kreise der Politik und des Militärs reichende Misstrauen gegen die jüdische Minderheit. Für manche Historiker war die so genannte Judenzählung bereits ein markanter Schritt zur fortgesetzten Ausgrenzung der deutschen Juden lange vor 1933.
Gäste: Prof. Dr. Thomas Brechenmacher und Prof. Dr. Julius Schoeps
Prof. Dr. Thomas Brechenmacher ist seit 2007 Inhaber der Professur für Neuere Geschichte II (Deutsch-jüdische Geschichte) an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte der Historiographie in Deutschland, der Geschichte des politischen Katholizismus und des Kirchenstaates sowie der Geschichte der Juden in Deutschland und Europa.
Prof Dr. Julius H. Schoeps war bis 2007 Inhaber der Professur für Neuere Geschichte II (Deutsch-jüdische Geschichte) an der Universität Potsdam. Er leitet das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Schoeps hat sich in den vergangenen Jahren v. a. in Forschungsfeldern wie deutsch-jüdische Beziehungsgeschichte, Zionismus, jüdische Migrationsgeschichte, Kunstraub und Jewish Community Building spezialisiert.
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Kommentare
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Diskriminierende Statistik: Die Judenzählung von 1916 im Fokus der Potsdamer Gespräche
Kommentar von Daniel Flügel in den PNN vom 8.10.14
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