Nationalismus östlich von Triest, so der Historiker John P. Plamenatz, hatte grundsätzlich eine stärker destruktive Komponente als im Westen. Von den Balkankriegen führt eine Spur zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, zu den Gewalttätigkeiten der Zwischenkriegszeit und der Kollaborations- und Besatzungsregime der 1940er Jahre bis zum Zusammenbruch des Kommunismus und den darauf folgenden Bürgerkriegen.
Die Europäische Union hat eine Krisenregion „geerbt", deren Last der Vergangenheit sie erst langsam zu verstehen begann. Die Entscheidung der Bundesregierung, im Jahr 2015 die sogenannte „Balkanroute" offen zu halten, war von der Befürchtung erneut ausbrechender Staatskrisen in Südosteuropa nicht unwesentlich beeinflusst. Auch in den kommenden Jahren ist von einem weiterhin hohen öffentlichen Interesse an dieser Gesamtthematik auszugehen.
Im Rahmen des Symposiums wird nach den Wurzeln des Phänomens von ethnischen „Säuberungen" in dieser Region gefragt. Wo liegen die Unterschiede zwischen den Mord- und Vertreibungsaktionen der Staatenwelt im Untersuchungsgebiet vor und nach den Balkankriegen? In welcher regionalen oder auch lokalen „Tradition" stehen die Kriege im sich auflösenden Jugoslawien 1992-2001? Welche Folgen hat die gewaltsame „Entfernung" von großen Bevölkerungsgruppen auf die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung einer davon betroffenen Region mittel- und langfristig?
Das Programm können Sie hier einsehen.
In Kooperation mit dem Internationalen Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus, München und dem Moses Mendelsohn Zentrum, Potsdam
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