
Das Festival verspricht ein Raum sein, der quer liegt zu den gewohnten Debatten über die DDR und Ostdeutschland und neue Perspektiven bietet. In der Beschäftigung mit jüdischen Remigrant*innen in der DDR und ihren Nachkommen treffen wir auf die Positionen der DDR-Bürger*innen, die besonderen Einfluss auf Kultur und Künste der DDR hatten – und dennoch Außenseiter blieben.
So wurde im Januar 1950 Alfred Dreifuß, Intendant des Landestheaters Brandenburg in Potsdam – so hieß das Hans Otto Theater in Potsdam damals – verhaftet. In einem Prozess wurde er zu einem Jahr und acht Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Aktenlage zeigt: Im Hintergrund standen unter anderem Ermittlungen wegen einer angeblichen Agententätigkeit. Diese Geschichte ist eingeschrieben in eine Zeit, in der auch die DDR vom stalinistischen Antisemitismus geprägt war.
War der Prozess gegen Dreifuß ein Schauprozess? Mindestens eine antisemitische Konnotation lässt sich schwer übersehen. Was bedeutet seine Geschichte für das Hans Otto Theater – und was bedeutet dieses Kapitel fast vergessener Geschichte für die Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR oder der ostdeutschen Gegenwart insgesamt?
Das Hans Otto Theater und das Institut für Neue Soziale Plastik e. V. widmen sich in einer Kooperation diesen und weiteren Fragen. Gab es eine jüdische Erfahrung der DDR? Und gibt es heute eigentlich Jüdische Ossis? Wie sehen die Debatten über Ostdeutschland aus jüdischer Perspektive aus?
Jüdische Ossis beginnt am Samstag, 11. März 2023 mit einer szenischen Lesung zu Alfred Dreifuß. Am Sonntag folgen Lesungen, Diskussionen und Musik.
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Kommentieren„Jüdische Ossis“ in Potsdam
Kurzfestival „Jüdische Ossis“ in Potsdam: Alte Fragen neu bewertet (Tagesspiegel, 5.03.23)
Lesungen, Podiumsdiskussionen, Gespräche: Am Hans Otto Theater wird sich der deutsch-jüdischen Vergangenheit der DDR gewidmet – ein bisher wenig beleuchtetes Kapitel.
„30 Jahre nach dem Ende der DDR ist es immer noch eine Ausnahme, wenn man sich mit dem Thema ‘Antisemitismus in Ostdeutschland’ beschäftigt“, sagte Stella Leder vom Institut für neue soziale Plastik e.V., die das Festival mit konzipiert hat und sich sehr für die Auseinandersetzung mit diesem Thema engagiert.
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