Investigate Thor Steinar – neue Broschüre erschienen

„Hausbesuche“ steht auf dem Pullover. Darunter ist ein Sturmgewehr abgebildet, das mit dem Namen der Modefirma beschriftet ist: „Thor Steinar“. Eine Trainingsjacke, die von der in Zeesen ansässigen Firma angeboten wird, ist mit roten Blutflecken bedruckt. Der Schriftzug lautet: „KONTAKTFREUDIG & ERLEBNISORIENTIERT“.

Andere Artikel wirken auf den ersten Blick harmlos: ein T-Shirt mit einer Palme und dem Schriftzug „… ein Platz an der Sonne“. Ist hier die ARD-Fernsehlotterie gemeint? Könnte das T-Shirt ein Urlaubsmitbringsel sein? Nur wer über sehr gute Geschichtskenntnisse verfügt, wird sich an eine kolonialpolitische Äußerung des Reichskanzlers von Bülow aus dem Jahre 1897 erinnern: „… wir wollen niemanden in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“.

Auf einer Kapuzenjacke findet sich die Aufschrift „Nordmark“. Ist das nicht ein ganz harmloser Begriff? Vielleicht ist der Träger der Jacke ein heimatbewusster Schleswig-Holsteiner? – Es gibt in diesem Fall gleich mehrere Möglichkeiten, den Schriftzug in neonazistischem Sinne auszulegen. Beispielsweise gab es am Kieler Russee 1944/45 ein „Arbeitserziehungslager Nordmark", das von der Gestapo betrieben wurde.

Man kann davon ausgehen, dass nicht alle Träger dieser Modemarke sich über die politischen Deutungsmöglichkeiten im klaren sind. Mancher Jugendliche trägt Thor-Steinar-Klamotten vielleicht nur, weil sie in seiner Schulkasse gerade „angesagt“ sind.

Erfreulicherweise gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Initiativen, die Aufklärung betreiben. Eine von ihnen ist die Recherchegruppe Investigate Thor Steinar. Sie hat eine Broschüre über Thor Steinar erarbeitet, die soeben in zweiter Auflage erschienen ist.

Diese Broschüre informiert über die Geschichte und den personellen Hintergrund von Thor Steinar, geht auf die juristischen Auseinandersetzungen mit dieser Firma ein und liefert Anregungen für Gegenkampagnen. Der Broschüre liegt ein Infoblatt für Initiativen und Lehrer/innen bei. Besonders verdienstvoll ist die gründliche Analyse der Kollektion von Thor Steinar. Dieses Kapitel umfasst 24 Seiten. Deutlich herausgearbeitet wird die Mehrdeutigkeit der von Thor Steinar verwendeten Motive. Rückgriffe auf mythisch-nordische Bezüge, NS-Ideologie oder Kolonialpolitik sind oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

„Es scheint, als ob sich die Marke bewusst und flexibel in einer rechtlichen Grauzone bewegt und sich so einer gesellschaftlichen Sanktionierung entzieht. Eine strafrechtliche Verfolgung wird durch die Verwendung oftmals mehrdeutiger Symbole, Bilder und Kennzeichen umgangen. Die Marke bietet rechtsgesinnten Menschen die Möglichkeit, ihre Einstellung bisher ohne weitreichende Konsequenzen nach außen zu transportieren.“

Durch die Vieldeutigkeit wird Thor Steinar auch für breitere Käuferschichten interessant. Eine eindeutig rechtsextreme Positionierung würde bei den meisten Menschen auf Ablehnung stoßen. Um zu verhindern, dass rechtsextreme Symbole gesellschaftsfähig werden, bedarf es der Aufklärung. Das Fazit der Autoren lautet: „Jeder, der eine solche Marke kauft, unterstützt wissentlich oder unwissentlich eine totalitäre, rassistische und menschenverachtende Ideologie.“

Die Broschüre können Sie hier online lesen oder downloaden.

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