MitStimmen. AbStimmen. BeStimmen.

Eine Ausstellung der Zentrale für politische Bildung in Potsdam will Leute für die Landtagswahl im Herbst begeistern. Aber fehlt es den Nicht-Wählern wirklich an Information - oder geht es um Ohnmacht und Boykott?

[...] Es gibt keine Alternativen zu solch engagierten, gut gemeinten Ausstellungen wie jener der Bildungszentrale in Potsdam. Gedanklich bleibt die Sache dennoch explosiv. Mit der Bildung, die in der aktuellen Schau gefördert wird, steigt das Bewusstsein dafür, was man für das eigene Leben fordern und erwarten darf. Diese Forderungen führen zum Vergleich, was Nachbarinnen oder Nachbarn haben, und woran es halt mitunter in der eigenen Vita fehlt. Nicht nur in Potsdam sind die sozialen Diskrepanzen riesig.

Das Gefühl, zu kurz zu kommen, lässt sich mit wachsender Bildung klarer formulieren, es ist dann nicht nur eine Emotion, sondern eine Einsicht, die zu engagiertem Auftritt führt. Bessere Bildung, das zeigen Auswertungen auch bei der Europawahl, führt ins Milieu der liberalen, sozial umsichtigen Parteien. Kurzfristig aber führt politisches Erwachsenwerden erstmal zum Protest. Zur Bereitschaft, einen Flächenbrand zu legen. Bis sich Protest in Selbstbewusstsein wandelt. Wenn die Leute merken, sie haben Einfluss, sie bewegen etwas, werden sie auch in der Stimmabgabe konstruktiver. Wie man sich politisch engagieren kann, auch davon erzählt die neue Ausstellung übrigens.

Aus dem Kommentar zur Ausstellung von  Lars Grote in der MAZ vom 08.07.2024