Zehn Jahre nach dem Abzug
Vor zehn Jahren verließen die letzten Truppenteile der ehemaligen Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte Brandenburg. Die Dimension dieses Truppenabzugs in einem solch kurzen zeitlichen Rahmen ist nicht nur materiell ohne geschichtliches Vorbild.
Die Soldaten, die Deutschland vom Faschismus befreiten und es fast 50 Jahre lang besetzt hielten, die „Freunde“, deren Verhältnis zur deutschen Bevölkerung voller Widersprüche war, erfuhren plötzlich eine nachträgliche Entwertung.
Der Abzug wirft eine Fülle von Fragen auf, die auch nach zehn Jahren noch hochbrisant und für viele menschlichen Schicksale von brennender Aktualität sind: Wie verlief der Abzug? Wie haben ihn die russischen Offiziere und Soldaten aber auch die Deutschen erlebt? Wie werden die Kasernen und Übungsplätze heute genutzt, welche Probleme gab es bei der Konversion?
Was ist aus den Militärangehörigen und ihren Familien geworden? Wie sehen sie die Zukunft?
Die Diskussion beschränkte sich nicht auf die Ereignisse vor zehn Jahren, sondern wollte immer auch eine Brücke zur Gegenwart schlagen. Sie wurde in zwei Teilen geführt: Im ersten sprachen Helmut Domke und Oberst Andrejew über die politischen Entscheidungen und organisatorischen Abläufe des Abzugs und der Konversion.
Im zweiten berichteten Frank Gaudlitz und Thomas Kumlehn, Autoren des Buches „Die Russen gehen“, über menschliche Schicksale gestern und heute.
Der Filmemacher Hans Sparschuh hat vor 10 Jahren den Abzug der Russen dokumentiert. Ausschnitte aus dem Video „Wünsdorf ’94“ wurden zur Veranstaltung gezeigt.
Gäste:
Oberst Alexej Andrejew, Offizier für Öffentlichkeitsarbeit bei den russischen Streitkräften,
Dr. Helmut Domke, Ministerium der Justiz und für Europaangelegenheiten, ehemaliger Konversionsbeauftragter des Landes Brandenburg,
Roland Vogt, Ministerium für Wirtschaft, Konversionsbeauftragter des Landes Brandenburg,
Frank Gaudlitz, Fotograf,
Thomas Kumlehn, Autor
Moderation:
Dr. Martina Weyrauch, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung
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