Vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Debatte um die Unterschiede zwischen „westlicher“ und „islamischer“ Kultur nimmt der Vortrag einen Wechsel der Perspektive vor. Er hat seinen Ausgangspunkt in der Tatsache, dass sich die Islambilder von westlichen Orientalisten und von politischen Islamisten nahezu gleichen. Beide definieren den Islam als ein allumfassendes religiöses und soziales System, in welchem die Sphären von Politik und Religion untrennbar miteinander verbunden seien.
Aus historischer Perspektive wird diese Übereinstimmung in einem gemeinsamen Entstehungszusammenhang gesucht. Entgegen der These vom Konflikt zweier unterschiedlicher Kulturen, wird der Ursprung des modernen Islambildes in einem engen kulturellen Austausch zwischen muslimischen und westlichen Intellektuellen verortet, der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Rahmen einer sich formierenden globalen Öffentlichkeit stattgefunden hat.
Der Referent ist ein ausgewiesener Kenner der globalen Debatten zum Islam.
Referent:
Dr. Dietrich Jung, Dänisches Institut für Internationale Studien, Kopenhagen
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