Am 2. Mai 1989 begann in Ungarn die Demontage des „Eisernen Vorhangs“. Am 19. August flüchteten mehr als 600 DDR-Bürger während eines paneuropäischen Picknicks in Sopron über Österreich in die BRD. Und am 10. September 1989 verkündete das ungarische Fernsehen, dass sich die ungarische Regierung dazu entschlossen habe, die bis dahin streng bewachte Grenze zu Österreich für DDR-Flüchtlinge zu öffnen. Damit wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, die zur Vereinigung Deutschlands, zum Zerfall der Sowjetunion und zur Aufhebung der Teilung Europas führte.
Andreas Oplatka hat das einschlägige Quellenmaterial zu der Vorgeschichte und den Hintergründen der ungarischen Grenzöffnung ausgewertet und zahlreiche Gespräche mit damaligen Hauptakteuren geführt, wie etwa mit Michail Gorbatschow, dem ungarischen Ministerpräsidenten Miklos Nemeth und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. In seiner spannenden Studie zeigt Andreas Oplatka auf, wie aus Missverständnissen und en passant gefällten Entschlüssen, aus Zufällen und aus der Hartnäckigkeit verzweifelter Menschen eine Entwicklung in Gang kommen konnte, die das geteilte Deutschland und Europa von Grund auf verändert hat. Und er demonstriert auf packende Weise, dass es nicht immer die Weltmächte sind, die Weltgeschichte machen.
Prof. Dr. Andreas Oplatka, geb. 1942 in Budapest, Emigration mit den Eltern nach dem Volksaufstand von 1956, Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik in Zürich und Wien, 1968 Promotion in Zürich. 1968-2004 Auslandsredakteur und Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Skandinavien (1970-1974), Frankreich (1977-1983), der Sowjetunion (1983-1987) und in Ostmitteleuropa (1996-2002). 2004 Habilitation am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Gegenwärtig Dozent für osteuropäische Geschichte an der Universität Wien und Dozent für Kommunikationswissenschaft und Kulturgeschichte an der deutschsprachigen Andrássy Universität in Budapest.
Veröffentlichungen u.a.: Der Eiserne Vorhang reisst. Ungarn als Wegbereiter, Zürich 1990; „Nachrufe auf den Ostblock – zehn Essays“, Wien 1998; Graf Stephan Szechenyi. Der Mann, der Ungarn schuf, Wien 2004; Der erste Riss in der Mauer, Wien 2009.
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