Vom interreligiösen Dialog im Nahen Osten gehen gemischte Signale aus: Er enthält das Versprechen der Religionen, den Frieden in der Region zu fördern. Sein Aufkommen kann aber auch als Krisensymptom gelesen werden, das die Tiefe der Gräben zwischen den Anhängern verschiedener Religionen ebenso verdeutlicht wie den ungelösten Konflikt zwischen religiösen und säkularen Entwürfen gesellschaftlicher Ordnung.
Wie können religiöse Akteure, die nicht in der Lage sind, Kriege zu verhindern, im Nahen Osten zum Frieden beitragen? Wer kann heute legitimerweise für eine Religion sprechen? Wie groß ist die Macht religiöser Würdenträger in einer Zeit, in der religiöse Symbole und Diskurselemente auch von Laien besetzt werden und zum Teil mit ethnischen Spannungslinien überlappen? Wo gehen die Interessen religiöser und säkularer Führer auseinander?
Der Vortrag gibt einen Überblick über die historische Entwicklung des interreligiösen Dialogs im Nahen Osten, stellt die wichtigsten Typen von Dialog-Akteuren vor, diskutiert ihre Möglichkeiten, zum gesellschaftlichen Frieden beizutragen, und erörtert schließlich die Rolle offizieller religiöser Würdenträger im sogenannten ‚Arabischen Frühling‘.
Referent: Dr. Thomas Scheffler, Orient-Institut Beirut
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