Die zentrale Bedeutung kommt dabei dem Face-to-Face Kontakt zu, der unmittelbaren Begegnung von Mensch-zu-Mensch. Der amerikanische Therapeut Rogers hat in dem Zusammenhang für eine gelingende Kommunikation die Basisvariablen Achtung und Respekt, einfühlendes – nicht zu verwechseln mit akzeptierendem – Verstehen und Echtheit der eigenen Person empfohlen. Die Verfahren sind wissenschaftlich anerkannt und haben viele Erfolge vorzuweisen.
Allerdings: Reicht es, einfühlsam zu sein, was so nach Kuschelpädagogik klingt, und mit Wärme zu agieren? Möglicherweise also das zu geben, wovon gerade die Jugendlichen, die just davon in ihrem bisherigen Lebensweg am wenigsten hatten, am meisten benötigen würden? Zudem reagieren sie darauf womöglich noch mit Rebellion und Unverständnis, weil sie, die bislang fast nur „Ausnutzungs-Beziehungen“ kennen gelernt haben, Menschen, die echtes Interesse an ihnen signalisieren, mit großer Skepsis begegnen.
Die Antwort lautet: Beides ist vereinbar. Wärme, Interesse und Offenheit ebenso wie Klarheit und Grenzziehung. Mit Respekt zu reagieren und zugleich „echt“ und bei sich zu bleiben, bedeutet eben auch, deutlich zu formulieren, das menschenfeindliche wie intolerante Weltsichten nicht geteilt werden. Das bedeutet gleichzeitig aber das unbedingte Angebot und den Eintritt in eine Diskussion über Gesellschaft, Ungerechtigkeiten, Zugehörigkeiten, Anerkennung und Zukunft für junge Menschen in dieser Welt. Es sollte nicht vergessen werden: Wir begegnen jungen spät pubertierenden Menschen in einer Phase, in der sie politisch sehr sensibel sind.
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