Junge Menschen haben Ressourcen im positiven Sinne. Das heißt auf der anderen Seite nicht Fehler oder schlimmste Vergehen klein zu reden, über Vergangenes hinweg zu gehen. Es heißt, einerseits um die Muster der Vergangenheit zu wissen und an positive Möglichkeiten für die Zukunft anzuknüpfen. Und das möglichst kleinteilig. Also mit erreichbaren Zielen.
Jugendliche mit einschlägiger Vergangenheit werden allerdings – wie oben schon erwähnt – auf einfühlsames Vorgehen womöglich mit Skepsis und Widerstand reagieren. Sie vermuten eine neue „Finte“ oder fühlen sich dessen nicht wert. Deswegen werden Erwachsene „getestet“ – und das womöglich so lange bis sie sie so weit haben, dass diese Erwachsenen auch nicht anders sind wie die bereits kennen Gelernten. Sie können also bei ihren alten „Mustern“ bleiben, in denen sie sich nur zu gut auskennen. Und die Erwachsenen denken im Gegenzug, dass diese Jugendlichen es nicht anders verdient haben („…sind eben unverbesserlich“). Und damit werden die alten „Muster und Einschätzung “ auf beiden Seiten bestätigt und bedient.
Um diese Prozesse zu hinterfragen, braucht jeder, der in Erziehungsprozesse einsteigt, Langmut und gutes Beobachtungsvermögen. Da erscheint es dann schon für Erwachsene einfacher und verführerischer, sich neutral zurück zu halten und in Anknüpfung an klare Strukturen dem Prinzip des einfachen Belohnung-Bestrafungs-Prinzips zu folgen. Nur für das innerpsychische Systems des Jugendlichen bedeutet es keine Änderung. Es bleibt möglicherweise zu viel beim Alten.
Erziehung ist ein kompliziertes Geschäft. Sie sind weit mehr als einfache Konditionierungsprozesse. Davon können alle Eltern Bände sprechen. Pädagogische Prozesse halten sich nicht einfach an Vorgaben und formulierte Veränderungswünsche. Sie sind immer in Bewegung und verlangen fortwährend ein genaues und jeweils auf die Person bezogenes Hinschauen.
Alle in einer Institution über einen Kamm zu scheren, wird dem einzelnen jungen Menschen selten gerecht. In der Schule kennt man das System der Binnendifferenzierung, um den Schwächen wie Potenzialen einzelner Schüler gerecht zu werden. Doch wie schwer das ist, davon weiß jeder Pädagoge in der Schule zu berichten.
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