Wie eingangs bemerkt, gibt es keine „Standard-Situationen“ mit dafür passenden Patentrezepten. Für eine angemessene Reaktion auf eine „rechte“ Äußerung ist zunächst die Berücksichtigung der Umstände, unter denen sie erfolgt, wichtig: Sind Ort und Zeit gezielt gewählt, oder handelt es sich eher um eine spontane Handlung? Ist es eine Vier-Augen-Situation, oder geschieht sie vor einer Gruppe? Welchen Status hat der Handelnde in der Gruppe, welches Verhältnis zu mir?
Ich sollte mir auch überlegen, mit welchem Menschen ich es hier zu tun habe: mit einem überzeugten und eventuell rechtsextrem organisierten, einem der rechtsextremen Szene verbundenen aber eher schwach politisierten Jugendlichen oder vielleicht einem „normal ausländerfeindlichen“ Menschen, der sich selbst gar nicht als „rechts“ einstufen würde.
Sinnvoll ist es schließlich, mir Gedanken über Motiv und Hintergrund der Äußerung in der konkreten Situation zu machen. Ein rassistischer Spruch zum Beispiel kann sehr Unterschiedliches bedeuten, etwa
- den Wunsch nach inhaltlicher Auseinandersetzung mit mir oder das Interesse an meiner Meinung zum Thema,
- darauf abzielen, meine Grenzen auszutesten, mich zu einer Reaktion zu provozieren oder
- Anerkennung unter anderen anwesenden Personen zu finden,
- Ausdruck aktuellen Frusts oder aggressiver Stimmung sein, des Gefühls zu kurz zu kommen oder ungerecht behandelt zu werden, aber auch
- eine gefestigte „rechten“ Einstellung, die Absicht politisch zu agitieren, „Flagge zu zeigen“.
Rainer Spangenberg, 2008
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen