Diese Ausstellung ist eine Einladung zum Gespräch, fern von Ostalgie. Von A wie Abschied bis Z wie Zärtlichkeit bekommen wir zum Teil ungewöhnliche Stichworte dafür. Die nächste Generation stellt ihre Fragen und neue Forderungen auf. Die Fotos und Texte regen zum Weiterdenken an.
Für mich ist diese Ausstellung eine Einladung zum Gespräch. Von A wie Abschied bis Z wie Zärtlichkeit bekommen wir Stichworte, um mit Hilfe der Bilder und Texte ins Gespräch zu kommen. Eltern mit Kindern. Großeltern mit Enkeln. Freunde untereinander oder der Mensch an meiner Seite. Nach fast 30 Jahren seit dem Ende der DDR eine Aufforderung zum Erinnern und zum Gespräch.
Die Debatten um DEN Osten und DIE DDR und DIE Aufarbeitung der Diktatur, die immer schon kontrovers, leidenschaftlich und hart waren, sind an einen neuen Punkt gekommen. Die nächste Generation stellt ihre Fragen, und neue Forderungen werden artikuliert. Diese provozieren mich ganz persönlich zu einer klaren Stellungnahme.
Mit dieser Ausstellung ist es nicht unsere Absicht, in irgendeine Form von Ostalgie zu rutschen.
Wir haben den Transformationsprozess der letzten 28 Jahre kommunikativ, mit Zugewandtheit den Opfern der Diktatur gegenüber, begleitet. Wir haben uns mit den Fehlern des Systems auseinandergesetzt und dabei versucht, den Biografien der Menschen gerecht zu werden. Lange Debatten, sehr leidenschaftlich, sehr kontrovers, aber mit so manchem Erkenntnisgewinn für alle Beteiligten, auch über uns selbst, waren das Ergebnis.
Wir pflegen eine sehr gute und kollegiale Zusammenarbeit mit der Stiftung Aufarbeitung, der Brandenburger Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde, der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, dem Zentrum für Zeithistorische Forschung sowie zahlreichen Trägern der politisch historischen Bildung.
Ein leiser, mühsamer Weg
Der Historiker Ilko Sascha Kowalczuk hat neulich aus Anlass der Debatte um die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in der Süddeutschen Zeitung gefordert, dass alle Leitungsstellen in diesem Bereich komplett neu besetzt werden müssten. Das ist provokativ, das bringt Quote, verkennt aber die sehr konstruktive und oft leise und mühsame Arbeit vor Ort. Wir präferieren den leisen, den mühsamen Weg und werden diesen weiter gehen.
Mir ist es auch ganz persönlich wichtig, die ostdeutsche Identität als eine Einladung zum Mitgestalten und zur Verantwortung auch für Brandenburg zu verstehen. Ich möchte nicht, dass 28 Jahre nach der deutschen Einheit, sich Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus dem Westen, die hier zu Brandenburgern geworden sind, durch die Debatte um eine Ostquote verletzt und ausgegrenzt fühlen.
Meine herzliche Einladung: Lasst uns diese Ausstellung zum Anlass nehmen, über uns und über das, was uns eint zu sprechen. Nämlich über die Wahrung der Menschenwürde, über Verantwortung für unser Land und die Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Martina Weyrauch, Leiterin der Landeszentrale, zur Ausstellungseröffnung am 6. November 2018
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