Fragen nach der Vergangenheit des „geliebten“ Großvaters zu stellen ist sicher nicht neu. Wie haben die Großeltern, Väter, Mütter die Zeit der Nationalsozialisten gesehen, was hat der Großvater erlebt, was getan. Waren meine Vorfahren Täter oder Opfer?
Moritz Pfeiffer wollte es wissen, fragte seinen Großvater über die Nazizeit aus - erst aus wissenschaftlichem Interesse. Der Großvater, Hans Hermann, geboren 1921 und aufgewachsen in der Weimarer Republik, gab dem angehenden Historiker bereitwillig Auskunft.
Von Anfang an war sein „Opa“ im „Jungvolk“ engagiert und als Berufssoldat am Zweiten Weltkrieg beteiligt - mit der Zeit wird Moritz Pfeiffer klar, dass die eigenen Großeltern das NS-System doch stärker unterstützt haben, als der junge Historiker vor den Gesprächen angenommen hatte.
Pfeiffer schreibt die Erinnerungen nieder, vergleicht diese mit objektiven Fakten und versucht dabei weder die Schuld der Großeltern zu leugnen noch ihr Verhalten zu verurteilen. Aus Pfeiffers Familiengeschichte ist ein Buch entstanden, „das auf bislang ungewöhnliche Weise die Chance zu einem neuen Umgang mit der Vergangenheit öffnet, der die Nachgeborenen freimacht von der Last ihrer Väter und Großväter, ihrer Mütter und Großmütter“. (www.donat-verlag.de)
Moritz Pfeiffer, Mein Großvater im Krieg, Donat-Verlag, Bremen 2012, 216 Seiten, 46 Abbildungen, 14,80 Euro
Moritz Pfeiffer, 1982 in Wuppertal geboren, begann nach dem Abitur in Freiburg Geschichte und romanische Philologie zu studieren. Gesprächen mit dem Großvater wurden nicht nur Grundlage Pfeiffers Magisterarbeit, sondern aus ihnen entstand auch das 2012 veröffentlichte Lesebuch “Mein Großvater im Krieg 1939-1945 “. Seit 2009 ist Moritz Pfeiffer Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kreismuseum Wewelsburg nahe Paderborn, Abteilung „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945: Ideologie und Terror der SS“.
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