Die Bundeszentrale für politische Bildung lädt am 27./28. Januar 2011 in Kooperation mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand zur 3. Internationalen Konferenz zur Holocaustforschung ein.
Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in Deutschland gilt inzwischen auch international als positives Beispiel der Aufarbeitung eigener Schuldgeschichte. Der Schulunterricht wie die außerschulische politische Bildung zum Thema sind, wie Umfragen belegen, erfolgreich: Eine Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler interessiert sich für die NS-Vergangenheit, kennt die Fakten und weiß sie einzuordnen. Die Mahnung, dass die Geschichte sich „niemals wiederholen“ möge, ist fester Bestandteil kollektiver Erinnerung und offiziellen Gedenkens.
Die Schwierigkeit, praktische Lehren aus der Vergangenheit ziehen zu können, zeigt sich allerdings an der Realität von Völkermorden in der Gegenwart. Vor dem Hintergrund einer wachsenden zeitlichen Distanz zu den historischen Ereignissen stellt sich verstärkt die Frage, welche Wirksamkeit das Gedenken an die Opfer und das Erinnern an die Verbr echen heutzutage haben und welche Lehren aus der Geschichte gezogen werden können. Das Diktum, dass man am Beispiel des größten Massenverbrechens der Geschichte Toleranz, Zivilcourage und politische Wachsamkeit lernen könne, besteht weiterhin. Warum dies so sein soll und in welcher Form dies geschehen kann, sind nach wie vor offene Fragen.
Die wissenschaftliche Forschung hat sich intensiv mit den Ursachen, den Ereignissen selbst, den Opfern sowie den nationalsozialistischen Täterinnen und Tätern auseinandergesetzt. Vergleichsweise wenig ist bekannt über diejenigen, die sich der Verführung zur Gegen-menschlichkeit entzogen haben. Helfer und Retter im Nationalsozialismus traten in ganz unterschiedlicher Gestalt und mit unterschiedlichsten Motiven auf; sie kamen aus allen Schichten, hatten die verschiedensten politischen und religiösen Einstellungen, waren Frauen und Männer, handelten allein, zu zweit oder im Rahmen größerer Netzwerke. Gemeinsam hatten sie, dass sie Handlungsspielräume dort wahrnahmen, wo andere keine sahen.
Auf der Konferenz werden die neuesten Erkenntnisse der Helferforschung zu prosozialem Verhalten unter totalitären Bedingungen aus interdisziplinärer Perspektive vorgestellt.
Im Anschluss an die Konferenz findet das Praxisforum „Zivilcourage lernen“ statt, in dem deutsche wie europäische Praxisbeispiele präsentiert werden. Das Praxisforum zielt darauf ab, die Bedeutung prosozialen Verhaltens in der Gegenwart sichtbar zu machen, Handlungsspielräume aufzuzeigen und für sie zu sensibilisieren. Beispielhaft wird demonstriert, wie Zivilcourage heute gefördert und zum Ausdruck gebracht werden kann. Unterschiedliche Handlungsfelder zum Thema Zivilcourage werden in dem Praxisforum im Kontext der Aufgaben der politischen Bildung diskutiert.
Für die Veranstaltungen ist bundesweit eine Anerkennung als Lehrerfortbildung beantragt.
Termin der 3. Internationalen Konferenz zur Holocaustforschung: 27./28. Januar 2011
Termin des Praxisforums „Zivilcourage lernen“: 29. Januar 2011
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