In der DDR war der Verfolgungsparagraph 175 im Strafgesetzbuch bereits 1968 ersatzlos gestrichen worden, doch der Verzicht auf strafrechtliche Sanktionen bedeutete keine Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen. Im Gegenteil: Bis weit in die achtziger Jahre waren sie eine unterdrückte Bevölkerungsgruppe, die mit geheimdienstlichen Praktiken diszipliniert werden sollte.
Das Ministerium für Staatssicherheit hatte ein dichtes Kontrollnetz installiert, mit dessen Hilfe es zu jeder Zeit über Aktivitäten von Homosexuellen informiert war, wo immer sie sich trafen, ob in Privatzirkeln oder Kneipen, ob in Parks oder Klappen. Diese Facette im breitgefächerten Aufgabenbereich der Stasi ist bislang weitgehend unbekannt.
Der Berliner Historiker Dr. Günter Grau, der seit vielen Jahren zur Sozialgeschichte der Homosexualität arbeitet, stellte vor einem Jahr sein Buch „Homosexualität in der NS-Zeit“ in der Landeszentrale vor. Nunmehr entsteht eine Publikation über Homosexualität in der DDR. Dazu hat der Autor über lange Zeit in der Birthler-Behörde recherchiert, wie die homosexuelle Bürgerrechtsbewegung observiert und „zersetzt“ wurde. Der Vortrag wird speziell auf die Observierung der Potsdamer Szene in den achtziger Jahren eingehen.
Gast: Dr. Günter Grau
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