Im März 2010 beschloss der schwedische Reichstag, gegen den Willen der Regierung, den Völkermord im untergehenden Osmanischen Reich anzuerkennen. Während jedoch die entsprechenden Debatten in Deutschland, Frankreich und den USA unter dem Eindruck einflussreicher türkisch- bzw. armenischstämmiger Bevölkerungsteile sowie im Schatten der Beziehungen zur Türkei geführt wurden, bezog sich die Debatte in Schweden viel stärker auf eine Opfergruppe, die in den anderen Diskussionen eher in Nebensätzen vorkam, den Aramäern. Außerdem fand die Debatte im Spannungsfeld zwischen dem für das nationale Selbstverständnis bedeutenden Diskurs von Schweden als Beschützerin von Menschenrechten, Schwachen und Unterdrückten in aller Welt und dem von allen Parteien befürworteten türkischen EU-Beitritt statt. Welche Besonderheiten kennzeichneten die (Einwanderungs-)Gesellschaft im Land des Nobelpreises (Orhan Pamuk 2006!) und wie wirkten sie sich auf die Debatten zum Armeniergenozid zwischen 2005 und 2010 aus?
Carl Johan Blydal war mehrere Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Dr. Christoph Bergner. Sein Promotionsverfahren an der HU Berlin steht kurz vor dem Abschluss.
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen