
Fünfeinhalb Jahre nach Beginn des arabischen Frühlings im Nahen Osten und Nordafrika scheinen die einst vielversprechenden demokratischen Bewegungen gescheitert. Langjährige Diktatoren und autoritäre Systeme wurden zwar gestürzt, aber in manchen Ländern nur durch neue autokratische Herrscher ersetzt. In Ägypten hat das Militär eine demokratisch gewählte, aber islamistisch geprägte Regierung gestürzt. Syrien ist in einem Bürgerkrieg versunken, welcher sich als Nährboden für den Islamischen Staat erwies, der weitere Ableger in der Region gefunden hat. In Libyen konnte man sich nicht auf eine einheitliche, nachrevolutionäre Regierung einigen und in Teilen des Landes haben Islamisten die Macht übernommen. In Tunesien bedrohen Terroranschläge und Extremisten die zaghaften Erfolge einer demokratischen Entwicklung.
Wie es zu dieser Entwicklung in der Region kommen konnte, welche globalen und regionalen Auswirkungen sie nach sich ziehen und ob der arabische Frühling wirklich gescheitert ist, soll mit Julia Gerlach, Buchautorin und Kennerin der Region, diskutiert werden. Julia Gerlach ist Politik- und Islamwissenschaftlerin und berichtete 2008 bis 2015 als Korrespondentin aus Kairo für mehrere deutsche Medien über die arabische Welt.
Gast: Julia Gerlach, Autorin
Teilen auf
Kommentare
KommentierenArabischer Winterschlaf
Eine lebhafte Veranstaltung war es gestern bei uns: Die Autorin Julia Gerlach hat von 2008 bis 2015 in Ägypten gelebt und in dieser Zeit Einwohner gefragt, wie sie die Turbulenzen in ihrem Heimatland empfinden. Es sei eine Achterbahn der Gefühle gewesen.
Heute, so ihr diskussionswürdiges Fazit, würden viele Ägypter denken, Demokratie sei vielleicht doch nicht das richtige Modell für ihr Land. In Tunesien sei die Revolution anders gelaufen, aber auch dort hält der "Arabische Frühling" gerade Winterschlaf.
Neuen Kommentar hinzufügen