
Die Autorin Grit Lemke, die schon mit ihrem für den Grimme-Preis nominierten Film »Gundermann Revier« einen tiefen Blick in das Leben ihrer Heimatstadt Hoyerswerda geworfen hatte, arbeitet in ihrem dokumentarischen Roman »Kinder von Hoy« die Biografie der komplexen Generation auf, der sie angehört. In den sechziger und siebziger Jahren war sie mit ihren Eltern nach Hoyerswerda gekommen, eine DDR-Musterstadt: aus dem Heideboden gestampft, aus Bauelementen zusammenmontiert. Morgens rollen die Eltern in Schichtbussen davon, die Kinder wachsen in einem großen Kollektiv auf.
Lemke wird Teil der Kultur- und Kunstszene um Gerhard Gundermann, den Springsteen des Ostens. Eine Art proletarische Bohème entwickelt sich: nachts im Kellerclub, morgens im Schichtbus. Doch der Wiedervereinigung folgen Massenentlassungen, und ein latent vorhandener Rassismus gegen in der Stadt lebende Vertragsarbeiter sowie eine schnell erstarkende Rechte führen zu Ausschreitungen. Die Kulturszene bleibt tatenlos, doch auch für sie wird danach nichts mehr sein, wie es war.
In einem Gespräch mit einer Lehrerin aus Frankfurt (Oder) spricht Grit Lemke über die komplexen Erfahrungen junger Menschen in der Wendezeit, die großen politischen Erosionen und die unterschiedlichen Erfahrungen in zwei ostdeutschen Kleinstädten.
Teilen auf
Neuen Kommentar hinzufügen