Funktionen und Entwicklung der MfS-Untersuchungshaft 1971-1989

Vortrag und Diskussion

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Menschen unter Diktaturen“ laden die Gedenkstätte Lindenstraße, das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur und die Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR herzlich zum Vortrag und zur Diskussion ein.

Die MfS-Untersuchungshaft war ein zentrales Instrument politischer Verfolgung in der DDR. Als „Schild und Schwert der Partei“ unterhielt das MfS eigene Untersuchungshaftanstalten, in denen die Geheimpolizei selbständig justizförmige Ermittlungsverfahren gegen politische Häftlinge durchführte. Katrin Passens hat in ihrer Dissertation (Lukas Verlag 2012) erstmals grundlegend die Entwicklung und Veränderung der MfSUntersuchungshaft untersucht und stellt in ihrem Vortrag die zentralen Ergebnisse vor. Im Mittelpunkt steht dabei, wie die MfS-Untersuchungshaft der SED-Herrschaftssicherung diente und wie sich ihre Funktionen entsprechend der politischen Bedürfnisse veränderten.

Im anschließenden Podiumsgespräch sprechen Hartmut Richter und Heidelore Rutz, die als politische Gefangene in der Lindenstraße inhaftiert waren, gemeinsam mit Katrin Passens über ihre persönlichen Erfahrungen und die Folgen der Untersuchungshaft. Als Staatsfeinde und Staatsverräter gebrandmarkt, waren die MfS-Untersuchungshäftlinge der Willkür und der Macht der Staatssicherheit direkt ausgeliefert.

Dr. Katrin Passens, geb. 1971, ist Politikwissenschaftlerin und Historikerin. Sie arbeitet in der historischpolitischen
Bildungsarbeit der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Hartmut Richter, geb. 1948, wurde 1966 erstmals von der Stasi aufgrund eines Fluchtversuchs verhaftet. Auf Bewährung frei, gelingt ihm die Flucht wenig später. Ab 1972 darf er wieder in die DDR reisen und wird von einem Bekannten gebeten, bei einer Flucht zu helfen. Weitere Aufträge folgen. Als er seiner Schwestern bei der Flucht hilft, wird er verhaftet. Die Stasi hält ihn ein Jahr in Potsdam fest, wegen „staatsfeindlichen Menschenhandels“ bekommt er die Höchststrafe: 15 Jahre Haft. Nach 5 1/2 Jahren wird er in die BRD entlassen. Hartmut Richter verhalf 33 Menschen zur Flucht.

Heidelore Rutz, geb. 1945, wurde 1983 gemeinsam mit ihrem Mann in Jena wegen der Teilnahme an einer Demonstration für Reisefreiheit verhaftet. Das Potsdamer Kreisgericht verurteilt Sie zu einer Haftstrafe von 15 Monaten, im Mai 1984 kauft die BRD sie und ihren Mann frei.

Dr. Christian Halbrock, geb. 1963, studiert Geschichte an der HU Berlin, 2003 erfolgt die Promotion. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.

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