"Geerbte Geschichte"? Faschismus und Krieg in Literatur und Film um 1969

Workshop

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Der Workshop soll die vergleichende Untersuchung des Beitrags von veröffentlichter Erinnerung an Faschismus und Krieg in beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften fortsetzen, die für die Jahre 1950 und 1960 durch internationale Konferenzen im November 2006 und 2007 begonnen worden ist. Simone Barck, die am 17. Juli 2007 starb, hatte die erste Tagung mit organisiert und war bis zu ihrem plötzlichen Tod an der Vorbereitung des zweiten Workshops beteiligt. Schon in ihrem großen Buch „Antifa-Geschichte(n). Eine literarische Spurensuche in der DDR der 1950er und 1960er Jahre“ (2003) hatte sie programmatisch darauf hingewiesen, dass der „Antifa-Diskurs in der DDR auf osmotische und zugleich diffuse Weise mit demjenigen in der BRD verbunden war und blieb“. Die beiden bisherigen Workshops ermittelten Ähnlichkeiten und Unterschiede, indem die in einem Jahr in beiden deutschen Staaten veröffentlichten Bücher und Filme in einen europäischen Kontext gestellt wurden. Rekonstruiert wurde der Stand der öffentlichen Erinnerung an Faschismus und Krieg, ausgehend von den Fragen: Welche Erinnerungstexte dominierten in den Öffentlichkeiten, in welchem Verhältnis standen sie zur offiziellen Erinnerung der jeweiligen Staaten, zu öffentlich konkurrierenden Gruppenerinnerungen und zur privat-alltäglichen Erinnerung von Leserinnen und Lesern, Zuschauerinnen und Zuschauern? Zwischen welchen Öffentlichkeiten gab es einen Austausch? Unter Einbeziehung Österreichs, Frankreichs, Italiens, Norwegens, Polens und der Sowjetunion wurde gefragt, wie veröffentlichte Erinnerungen an Faschismus und Krieg zur Legitimierung bzw. Delegitimierung von politischen Systemen beitrugen, wie sie sich mit konkurrierenden Erinnerungen auseinandersetzten und bestimmte Bevölkerungsgruppen adressierten. Der in den Workshops angestrebte Überblick über die Erinnerungstexte eines Jahres erfasste nicht nur die quantitative Verteilung von Erinnerungen an Verfolgung und Widerstand, Krieg, Flucht und Gefangenschaft, sondern auch deren Hierarchisierung in europäischen Nachkriegsgesellschaften und machte auf diese Weise thematisch-motivische Dominanzen sowie Marginalisierungen sichtbar. Das Jahr ‚1969‘ soll, wie die bisher für synchrone Schnitte gewählten Jahre 1950 und 1960, nicht in einem engen Sinne verstanden werden, also weder 1968 noch 1970 herausgekommene Bücher und Filme ausschließen. Workshop der Universität Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam Gefördert von der Rosa Luxemburg Stiftung Brandenburg

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