Im Jahr 1951 verhafteten sowjetische Geheimdienstagenten den 21-jährigen Horst Bienek in seiner Potsdamer Wohnung. Ein Militärgericht verurteilte den damaligen Meisterschüler von Bertolt Brecht am Berliner Ensemble zu 20 Jahren Zwangsarbeit in Workuta, einem Bergwerkslager im ewigen Eis. Horst Bienek fiel mit 37 anderen einer Verhaftungswelle um Günter Grell zum Opfer. Grund dafür war, dass Grell Informationen für einen amerikanischen Führungsoffizier besorgte, der den naiven 21-Jährigen verantwortungslos instrumentalisierte. Die gewonnenen Informationen Grells waren ohne Belang, die Spionagekontakte oft konstruiert, die Urteile der sowjetischen Militärtribunale aber drakonisch bis hin zu Todesstrafen.
Am Ende stand die fatale Bilanz eines sinnlosen Spionagekrieges, dessen Folgen den Autor Bienek, der zu einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegs-Schriftsteller avancierte, ein Leben lang in Bann hielten. Der Vortrag geht anhand des Beispiels von Horst Bienek der Dynamik des Geheimdienstkrieges zu Beginn der 1950er Jahre nach.
Vortrag: Dr. Andreas Petersen (Berlin/Windisch):
Moderation: Dr. Hans-Hermann Hertle (ZZF Potsdam)
Dr. Andreas Petersen ist Dozent für Zeitgeschichte an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Leiter der Geschichtsagentur zeit&zeugen. Im Auftrag des Polizeipräsidenten von Berlin untersuchte er den Einfluss des Ministeriums für Staatssicherheit auf die West-Berliner Polizei. Aktuelle Veröffentlichung: "Deine Schnauze wird Dir in Sibirien zufrieren. Erwin Jöris. Ein Jahrhundertdiktat" (Wiesbaden: Marixverlag 2012).
Veranstalter:
- Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
- Gedenkstätte Lindenstraße
- Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
- Fördergemeinschaft "Lindenstraße 54"
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