"Hoheneckerin" war bis 1989 Synonym für politisch inhaftierte Frauen im größten Frauengefängnis der DDR in der sächsischen Kleinstadt Stollberg. Frauen, die lediglich ihre Menschen- und Freiheitsrechte in Anspruch nahmen, mussten zusammen mit Gewaltverbrecherinnen, Mörderinnen und sogar KZ-Aufseherinnen aus der NS-Zeit mehrere Jahre Haft unter menschenunwürdigen Bedingungen ertragen. Wie alle Häftlinge in der DDR mussten sie in der Haft arbeiten, sogar in Hoheneck im Dreischichtsystem. Sie produzierten Strümpfe für ESDA Thalheim oder Bettwäsche für Planet Eppendorf, die diese Produkte in die Bundesrepublik exportierten. Für ihre Zwangsarbeit bekamen sie aber nur so viel Geld ausbezahlt, das gerade einmal für Zahnpasta, Seife und andere Toilettenartikel ausreichte. Im Sanitärraum gab es über einem Viehdtrog sechs Wasserhähne nur mit kaltem Wasser und zwei Toiletten ohne Sichtschutz für 24 bis 42 Gefangene. Es wird sogar von einer Wasserzelle berichtet, in der die Häftlinge im kalten Wasser und ihren Fäkalien ausharren mussten.
Zwischen den beiden Gefängnissen in Hoheneck und in Cottbus bestand ein enger Zusammenhang. Während aus politischen Gründen verfolgte Frauen häufig in Hoheneck inhaftiert waren, verbüßten ihre Ehemänner ihre Haftstrafe oft im Zuchthaus Cottbus. Beispielsweise Elke und Thomas Schlegel: "Mein Mann und ich wurden verhaftet, nur um wie Frischfleisch verkauft zu werden", erklärt Elke Schlegel, die Initiatorin der Gedenktafel, die fünf Monate und 24 Tage in Haft war. Ihr Mann verbrachte sieben Monate in Cottbuser Haft. Das Paar hatte bereits eine Ausreisegenehmigung und saß buchstäblich auf gepackten Koffern, als die Behörden 1984 die Ausreisegenehmigung zurückzogen und die Staatssicherheit das Ehepaar verhaftete. Schon lange gibt es Hinweise darauf, dass die DDR Anfang der 1980er Jahre Häftlinge "produzierte", um ihre drohende Zahlungsunfähigkeit auch mit den Devisenerlösen aus dem Verkauf politischer Häftlinge an die Bundesrepublik abzuwenden. Wurden Elke und Thomas Schlegel wie viele andere womöglich nur deshalb verhaftet, um an die dringend benötigten Devisen zu gelangen?
Nach der Einweihung der Gedenktafel für die Hoheneckerinnen findet ab 15:00 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Betroffenen und Experten statt. Christel Kurth war 1984 in Hoheneck inhaftiert, ihr Mann Claus in Cottbus. Als Betroffene wird sie von ihren Erlebnissen in der Haft berichten, während Sebastian Lindner, der über das Frauenzuchthaus Hoheneck seine Dissertation schrieb, zur historischen Einordnung beitragen wird. Bianca Eichhorn von der Stadt Stollberg berichtet über den aktuellen Stand der Entstehung der "Gedenkstäte Frauenzuchthaus Hoheneck".
Die Veranstaltung findet ab 17:00 Uhr mit der Lesung von Barbara Große aus ihrem Buch "Aus der DDR-Diktatur in die Mainzer Freiheit" ihren Abschluss. Barbara Große war 1983-1984 wegen "landesverräterischer Agententätigkeit" für 2,5 Jahre in Hoheneck inhaftiert, bevor sie im März 1984 im Rahmen des Häftlingsfreikaufs von der Bundesrepublik freigekauft wurde.
Besucher sind herzlich eingeladen! Der Eintritt in die Gedenkstätte ist an dem Tag frei.
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