Immer mehr DDR-Bürger reisten von Beginn der 1970er-Jahre an als Touristen, Studierende, Arbeiter und Wissenschaftler ins sozialistische Ausland. Dadurch sah sich das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) veranlasst, in den verbündeten Ländern die Überwachung zu verstärken. In der Sowjetunion, in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Bulgarien sorgten sogenannte Operativgruppen, also eigene Offiziere des MfS, für die Überwachung der DDR-Bevölkerung über die Landesgrenzen hinaus.
Welche Strukturen schuf die Stasi im Ausland? Welchen Einfluss hatte sie auf die Arbeit der "befreundeten" Geheimdienste? Wie versuchte sie, deren Arbeit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten? Und gelang ihr das?
Dr. Georg Herbstritt behandelt diese und weitere Fragen bei der Vorstellung des Buches "Kooperation und Kontrolle. Die Arbeit der Stasi-Operativgruppen im sozialistischen Ausland" von Dr. Christian Domnitz. Dr. Herbstritt zeigt, dass die MfS-Offiziere bei den verbündeten Geheimdiensten mehr geduldet als willkommen waren und sich die Zusammenarbeit oftmals schwierig gestaltete. Dennoch blieb sie für die Betroffenen nicht ohne Folgen. Die Operativgruppen trugen ihren Teil dazu bei, Fluchtversuche von DDR-Bürgern über Drittstaaten zu vereiteln. Sie überwachten Ost-West-Kontakte oder veranlassten die Kontrolle von Postsendungen, die DDR-Bürger während ihrer Reisen in diese Länder in den Westen schickten.
Im Anschluss an die Buchvorstellung folgt eine Führung über den Lernort Stasi-Zentrale mit einem Blick ins Archiv der DDR-Geheimpolizei.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Quelle: Stasi-Unterlagen-Archiv".
Darin präsentieren Archivare, Rechercheure und Forscher aktuelle Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen der Stasi-Unterlagen-Behörde. Sie erläutern die Arbeit im Umgang mit dem Archivgut und geben Einblicke in fachspezifische Methoden und Arbeitsweisen mit den Stasi-Unterlagen.
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