
In den aufsteigenden neuen Mächten der Welt zeigt sich ein eigenartiges Phänomen: Trotz des anhaltenden beeindruckenden Wirtschaftswachstums nehmen die sozialen Spannungen in diesen Ländern weiter zu. Brasilien ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Einerseits erreichen uns Berichte über den wachsenden Wohlstand im Lande. So wählte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 12. Mai 2013 für ihren Bericht die Überschrift "Brasilien schafft die Armut ab". Andererseits bildeten die dortigen Proteste in diesem Sommer die größten Unruhen seit dem Ende der Militärdiktatur in den 1990er Jahren. Diese richten sich gegen die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, gegen Korruption, soziale Mißstände, Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr und die Polizeigewalt.
In diesem Jahr kam es in Brasilien zu Protesten, Streiks und Demonstrationen. Zeitweilig nahmen mehr als eine Millionen Menschen daran teil. Dies wirft viele Fragen auf: Wo liegen die Ursachen dieser sozialen Explosion? Wie ist es heute um die soziale Gerechtigkeit in Brasilien bestellt? Was hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert? Für welche Ziele gehen die Demonstranten auf die Straße? Wie reagiert die herrschende Elite auf diese Proteste? Diese und andere Fragen sollen Gegenstand unserer Podiumsdiskussion sein.
Dabei bleibt es natürlich nicht aus, über die europäische und deutsche Politik gegenüber Brasilien und den anderen neuen Mächten zu sprechen. Kann Deutschland oder sogar Brandenburg etwas tun, um die soziale Entwicklung in diesen Ländern zu fördern? Können z. B. Sozialstandards und verändertes Verbraucherverhalten helfen, soziale Ungleichheiten vor Ort abzubauen?
Gäste:
- Dr. Claudia Zilla, Forschungsgruppenleiterin Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin
- Thomas Fatheuer, ehemaliger Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Rio de Janero (Brasilien)
Moderation:
- Prof. Jochen Franzke, Universität Potsdam
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