Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager sind von jeher gefragte Orte für geschichtspolitisches Handeln. Gedenkzeichen, die staatlicherseits, aber auch von zivilgesellschaftlichen Initiativen gesetzt werden können, suchen spezifische historische Verfolgungskontexte sichtbar zu machen. Zugleich artikulieren sie aber immer auch gegenwartsbezogene Ansprüche auf Sichtbarkeit und Anerkennung.
In Folge der schwul-lesbischen Emanzipationsbewegungen wurden seit Anfang der 1980er Jahre Gedenkzeichen in KZGedenkstätten gesetzt, die an das Schicksal männlicher homosexueller Häftlinge erinnerten; auch für die Erinnerung an lesbische Häftlinge hat es verschiedene Gedenkinitiativen gegeben. Indes war dieser Prozess von Anbeginn von einer Kritik begleitet: Ziele, so eine der Vermutungen, die Praxis des Gedenkens an diesen Orten nicht auf eine Konstruktion von „Vorfahren“ und „Ahnen“, die allesamt in der NS-Zeit verfolgt wurden? Und stellt nicht eben diese Praxis die heutigen „Nachkommen“ quasi in eine Tradition der Unschuld?
Inwieweit begeben sich schwul-lesbische Initiativen in die Falle einer identitären Besetzung des Vergangenen, in der beispielsweise die Homosexualität im Milieu der SSTäterinnen und Täter vollends aus dem Blick gerät? Gleichwohl stellt sich die Frage, ob identitätspolitische Motive nicht grundsätzlich konstitutiver Bestandteil von Akten öffentlichen Gedenkens sind. Sind Entscheidungen über die Legitimität von Gedenkzeichen nicht immer auch Entscheidungen darüber, welche sozialen Gruppen in ihrem Anspruch auf gesellschaftliche Sichtbarkeit unterstützt werden und welche nicht?
Das geplante Symposium ist diesen Fragen gewidmet. Anlass ist die Kontroverse um die Legitimität öffentlichen Gedenkens lesbischer Frauen, die erstmals in aller Schärfe in den 1990er Jahren um das Denkmal für verfolgte Schwule und Lesben im Berliner Tiergarten geführt wurde und derzeit in der Gedenkstätte Ravensbrück eine Fortsetzung findet. Das Symposium sucht Aktivistinnen, Geschichts- und KulturwissenschaftlerInnen, MultiplikatorInnen und Interessierte miteinander ins Gespräch zu bringen.
Die Teilnahme an dem Symposium ist kostenfrei. Um Anmeldung bis zum 15. April 2017 wird gebeten.
Zur Anmeldung nutzen Sie bitte das Online-Formular unter https://goo.gl/forms/zxOOxH0IqoP2Way22 oder kontaktieren
Sie uns per Email unter info@ravensbrueck.de.
Unterkunft
Übernachtung im Mehrbettzimmer und Vollpension in der benachbarten Jugendherberge Ravensbrück 41,00 € pro Tag
Zimmervermittlung in Fürstenberg/Havel über die Touristeninformation Tel.: +49 33093 32254 info@fuerstenberger-seenland.de
Das Symposium wird gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg und durch die Gleichstellungsbeauftragte des Landes Brandenburg.
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