Die Gedenkstätte in der Frankfurter Collegienstraße befindet sich in einer der ältesten Strafvollzugsanstalten der Mark Brandenburg. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts existierte auf dem Gelände ein so genanntes Arbeitshaus, im Jahre 1812 entstand ein Polizei- und Gerichtsgefängnis.
In der Zeit der beiden deutschen Diktaturen war das Gefängnis ein Ort politischer Willkür, an dem Menschen ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Leben verloren. Viele wurden auf Grund ihrer politischen Überzeugung, ihres Glaubens, ihrer Rasse, ihres widerständigen Verhaltens oder einfach nur auf Verdacht hin inhaftiert.
Die ständige Ausstellung der Gedenk- und Dokumentationsstätte ist den Schicksalen dieser Menschen gewidmet und erinnert an die Internierung und Strafverfolgung in der NS-Zeit, der SBZ und der DDR. Ein Teil der Ausstellung ist in fünf Zellen des ehemaligen Zellentraktes im Erdgeschoss des Erweiterungsbaues aus dem Jahre 1899 untergebracht.
Die Dauerausstellung "Eingesperrt ... Untersuchungshaft bei der Staatssicherheit in Frankfurt (Oder)" zeigt Einzelschicksale ehemaliger Untersuchungshäftlinge, die sich bereits als Jugendliche couragiert dem Regime der herrschenden Partei widersetzten. Sie vermittelt besonders Schülern und Jugendlichen einen Eindruck vom Leben unter den Bedingungen einer Diktatur.
15.00 Uhr Lesung
"Schattenkinder hinter Torgauer Mauern"
Referentin: Heidemarie Puls
Heidemarie Puls, 1957 in Neukalen geboren, verbrachte seit dem 12. Lebensjahr ihre Kindheit und Jugend in Kinder- und Durchgangsheimen. Nach einer Einweisung in den Jugendwerkhof Burg wurde sie schließlich in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau verbracht. Heidemaries einziges "Vergehen" bestand in wiederholter Flucht nach Vorfällen wie sexuellen Übergriffen oder anderen Gewaltmaßnahmen in den Heimen. Außerdem rebellierte sie gegen Ungerechtigkeiten und Gewalt. In Torgau gehörten Prügel, Misshandlungen und weitere Verletzungen der Menschenwürde zu den "normalen" täglichen Erziehungsmaßnahmen.
Die Ausstellung Umerziehungseinrichtungen im Erziehungssystem der DDR ist vom 20.05. bis 30.06.2012 zu besichtigen.
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Kommentare
KommentierenAktensicherung
Torgau ist spätestens seit einem durch Ralf Weber erstrittennen Präzedenzurteiles
anerkannt als Systemunrecht. Was ist aber mit den ganzen anderen
Spezialkinderheimen? Viele Heimakten wurden,bzw.werden zur Zeit noch
geschreddert. Sollte der Bund nicht sofort seine Hand auf noch bestehende
Aktenbestände legen? Ich weiß, es könnte dann das gesamte Ausmaß staatlicher
Misbräuche offenkundig werden. Es ist doch absolut zweitrangig wenn
derjenige der schlägt, vom lieben Gott oder von Makarenko faselt, oder?
Forelle
Linktipp zum Thema
Stalins Vermächtnis im Herzen
In der DDR baute Eberhard Mannschatz den Jugendwerkhof Torgau auf. Dort wurden Menschen gedrillt und gefoltert. Für sein Lebenswerk will er Anerkennung.
Kommentar von Lydia Rosenfelder in der FAZ vom 21.04.2012.
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