
Nein, Porträt gesessen haben sie ihm alle nicht. Weder Staatsmänner noch Parteivorsitzende, auch nicht Minister oder Abgeordnete, ebenso wenig wie Prominenz von Bühne und Film, aus Kunst und Kultur. Frank Hoppmann malt nicht „nach der Natur“, sondern studiert Fotos und Fernsehauftritte, nähert sich den zu Porträtierenden auf seine eigene, ganzheitliche Weise. Dabei geht er wie ein Archäologe zu Werk: trägt Schicht um Schicht ab, bis er zum Innersten vordringt, um Wesen und Eigenschaften freizulegen. Dann erst greift er zu Stift und Pinsel und macht sich ans aufwändige Werk. Sein Strich ist nicht schnell, aber sicher, sein Witz nicht laut, aber nachhaltig und das Ergebnis nicht tagesaktuell, sondern zeitlos.
Da wird Präsidiales vom Sockel gehoben, Intellektuelles aus dem Elfenbeinturm gelockt und Prominenz von der Bühne geholt und dem Volk auf Augenhöhe gegenüber gestellt. Hoppmann wandelt Distanz in Nähe, lässt die Berühmtheiten wieder zu Menschen werden mit all ihren Fehlern und Schwächen.
In bester satirischer Tradition von Daumier bis Ungerer, dabei in eigener, längst unverwechselbarer Handschrift, fertigt Frank Hoppmann seine Porträts. Stilsicher mäandert er zwischen Zeichnung und Aquarell, kombiniert Bleistift mit Buntstift, benutzt Tusche oder Acryl.
Hoppmann zeigt die Lust an der Macht so deutlich wie die Last des Amtes. Und deshalb porträtiert er sowohl die Erfolgreichen als auch die Gescheiterten. Nicht die glatte Oberfläche ist es, die ihn interessiert. Ihn reizt viel mehr, was von gelebtem Leben zeugt. Und so klettert sein Stift durch faltige Gebirgslandschaften, schwingt von Doppelkinn zu Nasenfalte, wandelt das gewinnende Lächeln in ein maskenhaftes Grinsen, modelliert das Riechorgan zum beeindruckenden Gesichtserker, hüpft von Tränensack zu Hängelid und lässt Augen listig blitzen. Kühn verschiebt er Proportionen, vergrößert hier, reduziert dort – und verblüfft im Ergebnis. Die Ähnlichkeit mit dem Original ist gleichermaßen frappierend und irritierend. Frank Hoppmann beherrscht die hohe Kunst der spöttischen Darstellung durch komische Übertreibung. Nie war Erkenntnis so vergnüglich.
Die Porträts sind einprägsam und popularitätsfördernd – schmeichelhaft sind sie sicher nicht. Im Gegenteil, sie verlangen von den Porträtierten ein hohes Maß an Selbstironie. Beschwert hat sich noch niemand. Bedankt aber auch nicht, obwohl es doch längst eine Ehre ist, in die Galerie der Charakterköpfe des Frank Hoppmann aufgenommen zu werden.
Martina Schellhorn
Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung
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