1945 war ich elf und meine Schwester dreizehn. Wie ernst die Zeit war, haben wir damals gar nicht begriffen. Für uns war der Krieg fast schon normal, er gehörte zu unserem Alltag. Fast jede Nacht gab es Luftalarm und wir gingen ganz selbstverständlich in den Luftschutzkeller. Die gepackten Koffer standen immer bereit.
Wir Kinder hatten Taschen um, in denen all unsere Papiere waren, und ich war auch noch für meine Fresstasche verantwortlich. Manchmal war auch tagsüber Alarm, wenn wir in der Schule waren.Bei Voralarm wurden wir noch schnell nach Hause geschickt, wenn es dafür zu spät war, blieben wir in der Schule und sind dort in den Keller gegangen.
Auch an dem 14. April sind wir wie immer in unseren Keller gegangen. Es war nachts und diesmal wurde es schlimm. Als die Bomben fielen schrien die Menschen und beteten.
Dann kam die Decke runter mit all dem Schutt und der Keller ist zusammengestürzt. Ich staune heute noch, dass unser Haus ganz blieb. Wir aber kamen nicht mehr raus. Erst mit einem Durchbruch in den Nachbarkeller kamen wir ins Freie.
Diese Bilder werde ich nie vergessen: Es war schrecklich, alles war rot, die Fensterscheiben waren kaputt, der Himmel glühte.
In einen Luftschutzkeller sind wir danach nie wieder gegangen, sondern sind bei Alarm in den Wald gelaufen. Gewohnt haben wir in der Saarmunder Straße (heute Heinrich-Mann-Allee), dort wo die Brauerei ist. Da war nach dem Angriff nichts mehr, jetzt stehen dort Neubauten. An das Kino am Brauhausberg erinnere ich mich noch, auch das ging kaputt, genau wie meine Schule.
Bis heute kann ich kein Feuerwerk ertragen, so stark ist die Erinnerung an diese Bombennacht und die Stunden danach. Obwohl Entwarnung war, glaubten wir, dass der Angriff immer noch weiter ging. Erst später haben wir mitgekriegt, dass auf dem Güterbahnhof ein Munitionszug getroffen war, der nach und nach explodierte.
Wir sind dann mit einem Handwagen geflohen, da drauf nur das Nötigste und haben in Töplitz bei einem Onkel meiner Mutter zwei Wochen gewohnt.
Unser Vater kam dann auch dorthin, der hatte den Volkssturm hingeschmissen und war getürmt. In Töplitz haben wir das Ende des Krieges erlebt. Das war unser Glück, uns ist nichts weiter passiert.
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