Das "Echo" zu Frei.Wild

Die Rock-Band Frei.Wild steht im Rampenlicht. Weil sie nationalistisch und völkisch sein soll und dennoch für den wichtigsten deutschen Musikpreis nominiert war. Hinter der Empörung bleibt jedoch eins verborgen: die Sarrazinisierung der Gesellschaft durch Musik.

Die Nominierung der umstrittenen Südtiroler Gruppe für den Musik-Preis ‚Echo‘ hat einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Die Fans der Band sind sauer. Bekannte Künstler distanzieren sich von der Gruppe. Die Medien empören sich:  Frei.Wild sei dem Spektrum des Rechtsrock zuzuordnen und verbreite über ihre Lieder entsprechendes Gedankengut. Die Mitglieder von Frei.Wild selbst beharren stoisch auf ihrem Standpunkt, „von bestimmten konservativen Werten“ (Spiegel Online) überzeugt zu sein, den Extremismus aller Richtungen jedoch entschieden abzulehnen. Auf den ersten Blick lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob es sich bei den Stücken der Gruppe um „Heimatlieder oder Hassgesang“ handelt, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.

Der Politikwissenschaftler Christoph Schulze vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin verortetdie Gruppe eindeutig im ultranationalistischen Milieu. Als Beispiel  nennt er das Lied „Wahre Werte“, in dem die Südtiroler singen: „Sprache, Brauchtum und Glaube sind die Werte der Heimat/ Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk“.

Auch der Undercover-Journalist und ausgewiesene Kenner der Szene Thomas Kuban (Autor „Blut muss fließen“) lässt keinen Zweifel an der Gesinnung von Frei.Wild:  Wie etliche Rechtsrock Bands nutzten auch sie subtile Andeutungen, um ihre Inhalte zu verschlüsseln und somit strafrechtlichen Verfolgungen zu entgehen.Ich selbst fühle mich entfernt an die Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten erinnert. 

Ob ultranationalistisch, rechtsextrem oder wie man es auch definieren mag - Frei.Wild ist nicht das eigentliche Problem. Der Kern ist doch: Hinter dem Erfolg der Gruppe und der Nominierung für den deutschen Musik-Preis steht zweifelsfrei die Aussage, dass derartige Musik offensichtlich gesellschaftsfähig ist und ihre Inhalte auf fruchtbaren Boden stoßen.

Allein musikalisch ist dieses Phänomen jedenfalls nicht zu erklären, denn „Rumpelrock“ im Stile Freil.Wilds praktizieren zahlreiche andere Bands auf gleichem Niveau. Durch ihre latent nationalistischen Thesen öffnen Bands wie Frei.Wild jedoch eine Tür zu rechtsextremem Gedankengut, durch „die viele hindurchblicken,  ohne ganz hindurchzugehen“, so der Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs von der Universität Mainz. Die Verkaufszahlen belegen eindrücklich, wie groß die Akzeptanz dieser Inhalte ist. Hindrichs nennt diesen Fakt, die „Sarrazinisierung des Popdiskurses“, d.h. die Aussagen aus dem rechten politischen Spektrum werden durch die Häufigkeit ihrer Artikulation auch in der Musik salonfähig gemacht. Man möchte fast sagen: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Bedenkt man, dass es in Brandenburg – laut einer Fachtagung des Verfassungsschutzes 2012 – über 20 rechtsextreme Rock-Gruppen gibt (und damit so viele, wie in kaum einem anderen Bundesland) und angesichts der Frei.Wild Debatte die Dunkelziffer der subversiv nationalistischen Gruppen nicht unbedeutend sein dürfte,  sollte die aktuelle Diskussion allen Anlass geben, den Diskurs über rechtes Gedankengut und wie es in die Gesellschaft einzudringen vermag, verstärkt in den Blick zu nehmen.
 

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Kommentare

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Die Musik und die Band mögen das eine sein, dennoch muss man die Inhalte im Besonderen betrachten. In diesem Punkt lässt sich nur bedingt über die politische Ausrichtung der Gruppe streiten, die in ihren Liedern zum Ausdruck kommt. Dabei handelt es sich um eine deutlich nationalistische Position. Über diesen Aspekt hinwegzusehen, bedeutet entweder gefährliche Ignoranz oder bewusste Akzeptanz. In beiden Punkten würde ich zum Überdenken raten.

 ich mag die musik und die band. das wars. punkt.

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