Die Mauer fiel nicht allein in Berlin, sondern in tausenden Orten im ganzen Land. Der kurze historische Augenblick, in dem das Volk die Verantwortung für sich selbst ergriff, ist nicht zurückzuholen oder auf andere Situationen zu übertragen. Doch es lohnt sich zu erinnern.
Warum fügte sich die SED-Führung gewaltlos ihrem Untergang? Warum riss der hochgerüstete Sicherheitsapparat das Ruder nicht noch einmal herum? Und wieso blieben, trotz aufgestauter Wut auf SED und MfS, Hunderttausende von Demonstranten friedlich?
Herbst 1989. Im Süden der DDR gehen bereits Hunderttausende gegen die SED-Diktatur auf die Straße. In den damaligen Bezirken Cottbus, Frankfurt/Oder und Potsdam blieb es dagegen auffällig ruhig. Warum? Der Historiker Peter Ulrich Weiß hat den Umbruch untersucht.
In den ersten Wochen nach dem Mauerfall entstand ein Machtvakuum. Noch war nicht klar, welche politische Kraft sich nach der SED durchsetzen würde. In dieser Lage agierte in Potsdam ein Bürgerkomittee - der Rat der Volkskontrolle - um die Friedliche Revolution zu sichern.
Emotionen - Freude, Entsetzen, Furcht, Mut, Ratlosigkeit. Jeder, der den Mauerfall erlebt hat, erinnert sich an andere Gefühle. Der 9. November 1989 steht für das Ende der DDR, das Ende der Geschichte, den Beginn der deutschen Einheit - und für viele offene Fragen.
1989/90 war das Jahr der Montagsdemos, der DDR-Grenzöffnung, der tanzenden Menschen auf der Berliner Mauer und der Runden Tische. Es war das Jahr des Sturms auf die Stasi-Zentralen und das Jahr der D-Mark. Der anschwellende Protest der DDR-Bevölkerung fegte binnen weniger Monate sämtliche Führungspersonen der DDR aus den öffentlichen Ämtern.
Eine „unerhörte Begebenheit“ hat man es genannt, das friedliche Ende einer vierzigjährigen feindseligen Konfrontation auf deutschem Boden, symbolisiert in der fröhlichen Nacht der Begegnung, als die Berliner Mauer fiel.
Zehn Jahre liegt es zurück, dass in der DDR aus Bürgerprotesten machtvolle Demonstrationen wurden, dass Züge der Deutschen Reichsbahn Menschen an Urlaubsorte nach Ungarn brachten, aber nicht mehr zurück ...Zehn Jahre ist es her, dass die alte Garde des Politbüros mit sozialistischer Klatschfröhlichkeit abgeschottet das 40jährige Bestehen der DDR feierte, während Michail Gorbatschow einer begeisterten Menschenmenge den geschichtsträchtigen Satz zurief „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“