Dokumentarfilme fristen oft ein Nischendasein. Sie sind selten im Fernsehen zu sehen und kommen nicht oft in die Kinos, obgleich sie eine große Fangemeinde haben. Der Verein Heidekrug 2.0 zeigt zwischen März und November einmal im Monat das Beste, was die DEFA auf diesem Gebiet zu bieten hatte. Den Auftakt macht die Regisseurin Helke Misselwitz mit „Winter adé“ aus dem Jahr 1988. Auf einer Bahnreise durch die DDR trifft die Regisseurin ganz unterschiedliche Frauen. Sie erzählen von ihrem Leben – ein Jahr vor dem Zusammenbruch dieses Staates. Und das Verblüffende: Man spürt den Stimmungswechsel, den Zusammenbruch des offiziellen Meinungsbildes.
Helke Misselwitz ist bei der Filmvorführung anwesend und beantwortet Fragen der Zuschauer.
Dokumentarfilm Winter adé von Helke Misselwitz
Eine Bahnreise quer durch die DDR, im letzten Jahr ihres Bestehens: Auf ihrer Fahrt von der Industrie- und Bergarbeiterstadt Zwickau in Sachsen, aus deren Nähe Helke Misselwitz stammt, in den Norden, bis an die Ostsee, trifft die Regisseurin Frauen verschiedenen Alters und unterschiedlicher sozialer Prägung. Einige der Begegnungen sind verabredet, andere ergeben sich aus improvisierten Situationen. Die Landschaften und Architekturen Ostdeutschlands, gefilmt in strengem Schwarzweiß, bilden den Hintergrund. Die Frauen erzählen von ihrem Alltag, ihren Nöten und Hoffnungen: zwei junge Punkerinnen, eine Arbeiterin aus einer Brikettfabrik, eine Berliner Ökonomin oder eine 85-jährige Dame, die gerade ihre diamantene Hochzeit feiert.
Ihre unverstellten Aussagen und Beobachtungen fügen sich zu einem vielgestaltigen Kaleidoskop aus Erinnerungen, Sehnsüchten und Enttäuschungen, das Leben und Stimmung in der DDR ein Jahr vor deren Zusammenbruch auf plastische Weise beschreibt.
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